Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

Freizeit und Kultur im Nachbarschaftsheim

28.06.2014 / Menschen in Schöneberg

Karen Greve (30.3.1942 – 27.4.2014)

Ein großer Kreis von Verwandten, Freunden und Weggefährten nahm am 12. Mai auf dem Friedhof Stubenrauchstraße Abschied von Karen Greve, die im Alter von nur 72 Jahren im April nach langer Krankheit verstorben ist.
Karin Grewe

Ihre letzten Stunden hatte sie im Kreise ihrer großen Familie, der beiden Brüdern, ihrer fünf Kindern mit ihren Partnern und 17 Enkelkindern verbracht. Neben ihrem Bett lag aufgeschlagen der Eingangstext des 1941 entstandenen Liedes im Evangelischen Gesangbuchs: „Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“.
Ihr großes Engagement galt neben ihrer Familie der Politik. Dem Lokalen ebenso wie der Politik im geteilten und im sich vereinigenden Deutschland, - als Bezirksverordnete in den 80er Jahren focht sie für den Erhalt der Vorgärten und der historischen Bausubstanz in Friedenau, sie engagierte sich für die Flämingschule als Integrationsschule und für die Friedenauer Kammerkonzerte.
Dem Berliner Abgeordnetenhaus gehörte sie von 1989 bis 1991 an, dort war sie kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und arbeitete für das Zusammenwachsen der Kultur und am Erhalt ihrer Vielfalt. Schon seit Beginn der 80er Jahre hatte sie viele persönliche Kontakte zur DDR-Opposition aufgebaut und gepflegt, oft kritisch beäugt aus ihrer Partei.
Nach ihrem Ausscheiden aus der aktiven Politik baute sie sich als selbständige Physiotherapeutin eine Praxis in Friedenau auf und arbeitete dort bis zum Schluss.
Sie war eine kluge und kritische Sozialdemokratin, engagierte Protestantin und überzeugte Friedenauerin.
Wer sie persönlich kannte, erinnert sich an einen herzlichen, hilfsbereiten, viel gebenden und auch - von sich und auch von anderen - viel fordernden Menschen von großer Ausstrahlung.
Michael Barthel, Bezirksbürgermeister a.D.


Karen Greve und die Alte Musik

Nach fast 25-jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit Karen Greves für die Alte Musik in historischer Aufführungspraxis, wie sie im „Kronprinzenhaus“ in der Friedenauer Isoldestraße seit dem persönlichen kulturellen und finanziellen Engagement der beiden Professoren Bradford Tracey (Berlin) und Rolf Junghanns (Basel) zum Erlebnis wurde, drohte dem Friedenauer Kammersaal aufgrund einer schwierigen Vertragssituation im Jahre 2010 das Ende.

Karen Greve, die ehemalige Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Friedenauer Kammerkonzerte, konnte und wollte dies als kreative Friedenauer Kulturpolitikerin nicht hinnehmen. Sie suchte gemeinsam mit gleichgesinnten Freundinnen und Freunden nach einem tragfähigen Ausweg aus der Krise. Sie fand nach vielen Gesprächen im Verlauf eines Jahres erfolgreich eine Lösung in der Gründung eines gemeinnützigen Trägervereins für den Friedenauer Kammersaal – eine Lösung, die noch heute und über ihren Tod in diesem Jahr hinaus zuverlässigen Bestand hat und haben wird.
Sie gab als Gründungsmitglied und erste Vorsitzende der neuen Gesellschaft auch die entscheidenden Impulse für diesen Trägerverein, die Early Music Society Berlin e.V.. Dieser sollte nicht in der Rolle des Trägers eines Konzertsaales zu verharren, sondern auch mit Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin im Herbst 2013 als Kulturfördergesellschaft den Ersten  Berliner Bach-Wettbewerb zu initiieren. Dieser Wettbewerb ist von der Universität der Künste Berlin mit großem Erfolg und überraschend hohem Medieninteresse im In- und Ausland durchgeführt worden.
Karen Greve hat sich bis zu ihrem Tod für die Alte Musik prägend eingesetzt und sich mit ihrem ehrenamtlichen Engagement um die Alte Musik verdient gemacht.
Carl Haenisch

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