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04.03.2012 / Projekte und Initiativen

Zum Frauenstimmrecht in Schöneberg

Gleich drei Veranstaltungen zu „Frauenfragen“ vermeldete vor hundert Jahren das „Schöneberger Tageblatt“ am 5. März 1912:
Marie Juchacz bei einer Rede auf dem Wilhelmplatz, 18. Mai 1919

„Der Verein für Frauenstimmrecht, Ortsgruppe Schöneberg, veranstaltet am Montag den 4. März, abends 8 ½ Uhr, im Restaurant Voges, Berlin W., Nollendorfplatz 9, einen Diskussionsabend: Das einleitende Thema „Von der Wohlfahrtspflege zum Frauenstimmrecht“ hat Frau Mielziner übernommen. - Gäste willkommen.“

„Vortrag nur für Frauen. Über „Frauenkrankheiten und ihre Verhütung“ spricht am Dienstag, den 5. März, Herr Dr. Stein in der  10/11. Gemeindeschule zu Schöneberg, Feurigstraße 57. Zu diesem Vortrage, der von der „Zentralkommission der Krankenkassen Berlins und der Vororte“ bekanntlich im Rahmen ihres volkstümlichen hygienischen Vortragszyklus veranstaltet wird, haben nur Frauen Zutritt.“
„Das Eheproblem, sexuelle Freiheit und Abstinenz“ lautet das Thema , über das Sanitätsrat Dr. Albert Moll am Dienstag, den 5. März, abends 8 ½ Uhr, in den Räumen der Jury freien Kunstschau, Berlin, Potsdamer Str. 39a, auf Veranlassung der „Deutschen Gesellschaft für Mutter- und Kindes-recht“ sprechen wird.  Eintritt frei.“

Zum historischen Hintergrund ist anzumerken:  Am 4. März 1902 wurden in Potsdam 80 bereits bestehende Vereine der „Evangelischen Frauenhilfe“ zur „Brandenburgische Frauenhilfe“ zusammengefasst. Acht Jahre später, am 4. März 1910, folgte die Gründung des „Brandenburgischer Provinzialvereins für Frauenstimmrecht“, und bereits 1912 konnte man im Adressbuch von Friedenau eine Frau H. Schlepps aus der Begasstraße 8 als Ansprechpartnerin für die „Südwestliche Vorortgruppe“ dieses Vereins finden.
Noch im Dezember 1907 hörte man im Reichstag: „Die Frauen gehören ins Haus, und wir wollen nicht, dass die Frau von ihrer idealen Stellung, die sie als Mutter und Erzieherin der Generation einnimmt, herabsteigt in das Getriebe des politischen Lebens.“ (Abgeordneter Bindewald, Deutsche Reformpartei). Und der vom Sozialdemokraten Eduard Bernstein im Jahr 1917 in den Reichstag eingebrachte  Resolutionsentwurf pro Frauenwahlrecht wurde 1917 nur von der SPD und der USPD unterstützt. Schließlich erhielten nach dem Untergang des Kaiserreiches die Frauen am 12. November 1918 das aktive und passive Wahlrecht.
„Heute sind die deutschen Frauen die freiesten der Welt“, schrieb damals die sozialdemokratische Zeitschrift „Gleichheit“ im selben Jahr. Lang war er also, der Weg für ein aktives und passives  Wahlrecht auch für die deutschen Frauen. Aber der Kampf dafür war letztlich erfolgreich.

Da summt mir doch Karl Marx in den Ohren: „Die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“

Hartmut Ulrich

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