Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

06.02.2022 / Menschen in Schöneberg

Wenn Kunst atmet

Von Elfie Hartmann. Der Herzschlag dieses Kunstwerks könnte spürbar werden. Und zwar live am Tauentzien in Schöneberg.
Galerie Rohling - Peter Lindenberg mit Redakteurin der STZ. Foto: Privat

Vorausgesetzt, man ist neugierig und kunstinteressiert genug, um kontinuierlich oder auch nur sporadisch, einer außergewöhnlichen Kunstaktion beiwohnen zu wollen. Der Künstler Peter Lindenberg malt und zeichnet öffentlich inmitten einer 850 qm großen Galeriehalle die größte Zeichnung Berlins.

Das berichtete er vorab beim Interview mit der Stadtteilzeitung. Das Material der 120x3 Meter Baumwolle für sein Werk war vor geraumer Zeit in Auftrag gegeben und eingelagert. Innerhalb der weitläufigen Kunsthalle sowie von der Straße aus, ist der Entstehung seiner spannenden Arbeit live beizuwohnen. Die Inspirationen, seine Ideen und Eingebungen während seiner künstlerischen Tätigkeit versprechen unerschöpflich zu sein. Es werden Porträts der Berliner Kunstszene und Filmstars der 20er bis 50er Jahre auftauchen. Der Stoff wird vom Künstler vorerst auf dem Hallenboden grundiert, um dann mittels Acrylfarben und Kohle im Beisein von Besuchern in ein Kunstwerk verwandelt zu werden. Nach abgeschlossenem Trocknungsvorgang wird sein Werk rundum an die Wände getackert und der Öffentlichkeit präsentiert.

Der ausführende Maler und Bildhauer Lindenberg war seit dem 12.11.2021 mit seinen überwiegend großformatigen Bildern im leerstehenden Laden eines ehemaligen Schuhhauses in der Tauentzienstraße 6 am Wittenbergplatz präsent. Die großen Schaufensterfronten erlauben durchgehend auch vom Gehweg aus eine Sicht bis nahezu in den letzten Winkel der imposanten Ausstellungshalle. (Der Künstler hat zusätzlich diverse Beleuchtungskörper anbringen lassen, um seine Werke adäquat präsentieren zu können)

Der Große Tiergarten in Mitte scheint eine einzige Inspirationsquelle für den Kunstschaffenden zu sein. Im hinteren Teil der Halle war für die Dauer seiner Verkaufsausstellung eine Fülle von Motiven aus dem Tiergarten wiederzufinden. Eine großformatige Szenerie erinnerte zum Beispiel an den Film “Blow up“ aus den 60er Jahren. Man konnte eine versteckte Leiche vermuten. Auch seine Titelgebung ist immer geheimnis- und bedeutungsvoll:

Im Schatten
Wir stehen im Schatten, doch im Gebüsch (135x180 cm, 6.200 E)
und:

Ufer
Gegenüber, unerreichbar, getrennt von reiner Malerei im Spiegel (135x180 cm, 5.200 E)
oder auch:

Strand, Rot
Abendparty am Strand (80x100 cm, 2.400 E)

Diese Ausstellung umschrieb er als „Die Reichen und die Schönen“ Und damit waren augenscheinlich seine opulenten und scheinbar eindeutig pflanzenartigen Gebilde gemeint. Sie konnten allerdings durch ihre Strukturen und Formgebungen genauso als Pflanzen oder unversehens als Figuren zu erkennen sein. Die Finissage fand am 11. Januar 2022 statt. Im Anschluß findet die anfangs angekündigte Kunstaktion statt.

Wer ist dieser Künstler? Was seine Intention? Wie ist seine Vita? Wo lebt und arbeitet er zur Zeit?
Er wurde in Braunschweig am 11.1.1965 geboren und wuchs in der Lüneburger Heide auf. Bis 1991 studierte er an der Hochschule für bildende Kunst in Braunschweig bei Johannes Brus, Peter Voigt und Norbert Tadeusz. Seine erste Station in Berlin war eine durch Zufall entdeckte kleine Unterkunft in Prenzlauer Berg, von wo aus er umgehend Ausschau nach größeren Räumen mit entsprechenden Wänden als Präsentation für seine Werke hielt. An den Wänden der TU/ Mensa in Berlin fanden dann erst schon mal fünf seiner großformatigen Gemälde einen Platz für einige Jahre.
In der Uhlandstraße 75 entdeckte er einen vielversprechenden leeren Laden, in dem er seine erste Galerie eröffnete, die so genannte „Galerie Rohling“. Anschließend fand er am Gendarmenmarkt, in der Friedrichstraße und in der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg repräsentative und entsprechende Räumlichkeiten für Verkaufsausstellungen seiner großformatigen Arbeiten.
Später wurde er mit viel Glück in der Genthiner Straße 11 am Lützowplatz fündig: Eine 200qm große Halle inklusive überdachtem Innenhof. Kurze Zeit danach wurde im gleichen Haus zufällig eine Wohnung frei und vom Eigentümer angeboten. So wohnt und arbeitet er überwiegend bis heute dort.
Überdimensionale Pflanzen aus Stahl und Pulverlackbeschichtung sind vom Bildhauer weltweit an unterschiedlichen Orten platziert. Eine seiner Skulpturen: „Sonnenblumen Sonnen“ (2014: 450h 250b 250l Stahl, Lack) steht z.B. vor dem Hasso Plattner Institut in Potsdam.

Seit 2009 hat er regelmäßig in Shanghai (China) Verkaufsausstel-lungen. Dort malt er jeweils direkt vor Ort und hat, außer privater Unterkunft dank dort ansässiger Freundschaften, bei der Galeristin Xiao Hui Wang seinen festen Platz. Außerdem stellt er weiterhin sporadisch in New York, Paris, Düsseldorf, München, Luxemburg, Schweden, Belgien sowie auch regelmäßig in Los Angeles aus. Der bekannte, so genannte „Julio“ in Los Angeles, der unter anderem seine Hallen an Filmfirmen vermietet, überlässt Peter Lindenberg zeitweise weitläufige Präsentationsräume. „Bezahlt“ wird manchmal mit Gemälden des Künstlers.

Im Kunstraum Friedrichstraße 200, dem achtstöckigem Philipp Johnson Building am ehemaligen Checkpoint Charly kuratierte er den bekannten Berliner Maler Matthias Koeppel, dessen Gemälde an zahlreichen Orten zu finden sind. Unter anderem im Rathaus Schöneberg, wo sich zwei seiner Wandgemälde ( 3x10 Meter) im Goldenen Saal befinden.

Die Eröffnung der Ausstellung Peter Lindenbergs ist am Donnerstag, dem 10. Februar um 17.00h: „Rien ne va plus…!?“

Die größte Zeichnung Berlins thematisiert eine Art „Kopfkino“. Sie zeigt Ängste, schöne Erinnerungen, Wünsche und filmische Sequenzen sowie architektonische Einwürfe. Die Indoor-Zeichnung erzählt wie ein Film auf ca. 360 qm zusammenhängende Situationen und umfasst den gesamten Raum. Seit dem 21. Januar ist der Besuch in der Galerie während der Arbeit Lindenbergs an seiner Zeichnung von 15.00h bis 18.00h von Montag bis Samstag möglich und gewünscht.

Den nachfolgend angegebenen Infos sowie seinem Internetportal sind die jeweils tagesaktuellen Daten zu entnehmen. Die bis dato erforderlichen Pandemiemaßnahmen während des Aufenthaltes im Innenraum könnten sich kurzfristig noch ändern.

Peter Lindenberg
Maler und Bildhauer
Atelier und Wohnort:
Genthiner Straße 11
10785 Berlin

Pop up „Galerierohling“
Tauentzienstraße 6
(Am Wittenbergplatz)
10789 Berlin
Mobil: 49(0) 173.86.73.960
Tel.:  49(0) 30  26.369.585
galerierohling@yahoo.de
www.peter-lindenberg.de

Kontakt

Stadtteilzeitung SchönebergHolsteinische Straße 3012161 BerlinStandort / BVG Fahrinfo
Stadtteilzeitung SchönebergHolsteinische Straße 3012161 Berlin
86 87 02 76 -79Fax 86 87 02 76 -72E-Mail senden
LeitungThomas Thieme0173/4825100E-Mail senden