Stadt, Land, Flucht

Das liegt vor allem am heldenhaften Selbstbehauptungswillen der ukrainischen Bevölkerung, doch auch am ungebrochenen Unterstützungswillen der westlichen Staatengemeinschaft. Allerdings hat diese Einsatzbereitschaft auch Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeit hier wie dort, wenngleich in den Unterstützerländern wenigstens keine Bomben fallen und Menschenleben bedroht sind. „Herausforderungen“ hat der Bundeskanzler daher im norddeutsch kühlen Ton die durch Putins Krieg verursachten Gefährdungen der Energiesicherheit und der Preisstabilität genannt. Und in Anlehnung an die berühmt gewordenen Worte seiner Vorgängerin hat er angefügt: „Wenn wir zusammenhalten, dann werden wir das schaffen.“
Während die staatliche Seite die Gasversorgung durch Rahmenvorschriften für Flüssiggasterminals und Füllmengen für Gasspeicher absichert, die generelle Energiesicherheit durch den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken ermöglichen will und für die durch Inflation geschmälerte Haushaltskasse der Bevölkerung weitere Unterstützungen zusätzlich zu den bereits in Kraft getretenen Entlastungspaketen angekündigt hat, lassen auch die solidarischen Anstrengungen der Bevölkerung nicht nach. So hat die zivilgesellschaftliche Spendenfreude für die Ukraine in Not nun auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND erreicht, die im August mit der Vermietung ihres jüngsten Neubauprojekts „Alt-Mariendorf“ begonnen hat und über unseren Bezirk hinaus bereits 50.000 Wohnungen im eigenen Bestand und 10.000 weitere Wohnungen im Auftrag verwaltet.
Geschäftsführer Ingo Malter übergab die Mittel für vier vom Bezirksamt ausgewählten Projekte, die in seinen Worten „mit viel Herz und Engagement den geflüchteten Menschen unmittelbar helfen“, denn „der direkte zwischenmenschliche Kontakt ist das Wichtigste.“ Und auch Bezirksbürgermeister Oltmann (Grüne) betonte den Wert der persönlichen Zuwendung für die geflüchteten Menschen in ihrer psychischen und physischen Ausnahmesituation: „Ich bin froh, dass wir im Bezirk Projekte haben, die sich aktiv und mit viel Zuwendung für die geflüchteten Menschen engagieren.“ In einer Pressemitteilung würdigt das Bezirksamt die einzelnen Initiativen folgendermaßen:
5.000 Euro für die Spendenbrücke:
Die Spendenbrücke Ukraine wurde Anfang März im Hangar 1 des ehemaligen Flughafens Tempelhof von Tentaja Soziale eGmbH und der DLRG ins Leben gerufen und soll den Spirit der Luftbrücke wiederbeleben. Getragen, organisiert und strukturiert wird sie überwiegend vom Ehrenamt. Sie bildet eine Anlaufstelle für ehrenamtliches Engagement, Sach- und Geldspenden zur Unterstützung der Menschen, die vom Ukrainekrieg betroffen sind. Mehrere hundert Tonnen an Spenden wurden so schon sortiert und in die Ukraine sowie eine Vielzahl von Hilfsstellen in Berlin gebracht.
2.000 Euro gehen an das
Café Pink:
Das Café Pink in der Goltzstraße 40 in Berlin-Schöneberg ist ein Ort für Mädchen und junge Frauen im Alter von 10 bis 27 Jahren. Dort kommen Mädchen und junge Frauen in den Austausch miteinander und können gemeinsam kochen, diskutieren, tanzen und Musik hören. Auch Hausaufgabenhilfe und weitere vielfältige Aktivitäten stehen auf dem Programmangebot. Insbesondere für geflüchtete Mädchen und junge Frauen ist das Café Pink ein wichtiger Anlaufpunkt im Bezirk. Dort finden geflüchtete Ukrainer_innen einen sicheren Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und über das Erlebte sprechen können.
2.000 Euro gehen an die Kirchengemeinde
Zum Guten Hirten:
Die Kirchengemeinde Zum Guten Hirten engagiert sich bereits seit März für Geflüchtete aus der Ukraine. Bis zu 20 Menschen finden in den Räumen der Gemeinde kurzfristig eine Möglichkeit zur Übernachtung und Erstversorgung. Mit der Konzertreihe FRIEDE NOW wird außerdem an zehn aufeinander folgenden Dienstagabenden mit Werken aus unterschiedlichen Kulturen von der Renaissance bis ins 21. Jahrhundert dem Wunsch nach Frieden musikalisch Ausdruck verliehen.
1.000 Euro erhält
Berlin Arrival Support:
Die Freiwilligen vom Berlin Arrival Support am Bahnhof Südkreuz kümmern sich um Geflüchtete, die mit Bahnen und Bussen aus verschiedenen Ländern Europas ankommen, sowie um Geflüchtete, die bereits in Berlin leben. Zu den Aufgaben gehört es, den Geflüchteten beim Umstieg zwischen Zügen und Bussen zu helfen, sie dabei zu unterstützen ihren Zielort anzufahren, sie mit wertvollen Informationen zu versorgen, Kaffee, Sandwiches und Suppen sowie Hygieneartikel zu verteilen. So wurden in den letzten Monaten viele tausend Menschen vor allem aus der Ukraine versorgt.
Schlusswort: Einer der in Putins Russland nicht zum Schweigen zu bringenden Aufrechten, der Journalist ohne Arbeitgeber Wassilij Polonskj, wagt schon mal einen Blick in die Zukunft, dem sicher auch die hiesigen Aufrechten zustimmen können: „Zweifellos wird diese neue Sowjetunion wie die alte zusammenbrechen. Ob und wie wir alle aus ihren Trümmern hervorkriechen werden, ist aber völlig unklar.“