Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

14.04.2011 / Projekte und Initiativen

Seit 125 Jahren FRIEDENAUER TSC 1886

FRIEDENAU April / Mai 2011: Alle Haushalte erhalten vom Bürgermeister Herrn Band und seinem Team eine Einladung / Aufforderung am 01. April sich am GOLDENEN HIRSCHEN in Sportkleidung einzufinden zwecks Gründung eines Sportvereins. Aus Neugier würden sich schon einige Bürger/innen auf den Weg machen in den Volkspark, treffen unterwegs ein paar Jogger mit oder ohne Hund, eine Gruppe Walkerinnen oder Boulefans, da-zwischen eine Gruppe Jugendlicher, eine Wasserpfeife ausprobierend.
Die Handballjugend vom TSC. Foto: Ferdinand Faerber

Wen sie nicht dort treffen würden, wäre Bürgermeister Band nebst Team, denn das wäre wohl ein Aprilscherz gewesen.

Vor nunmehr 125 Jahren jedoch bekam jeder Friedenauer Haus-halt eine solche Einladung. Die, die ihr folgten, fanden im Garten der Schmargendorfer Str. 13 einen Barren und ein Reck vor. Nicht nur junge Männer turnten daran, auch gestandene Männer mit damals sehr modischen Schnurrbärten. Hier lüftete sich das Geheimnis: Es gründete sich der Turnclub Friedenau 1886. Nur Männer wurden aufgenommen.

Die Mütter / Ehefrauen / Bräute trauten ihren Söhnen / Männern nicht so recht und schickten die Knaben zum Turnen, um zu erfahren, ob wirklich nur geturnt wurde, oder? Doch nur 3 Jahre später gab es den ersten „eigenen“ Mädchen-Verein mit Frauen/ Mädchen in Berlin-Brandenburg. Eine neue Abteilung für verheiratete und ältere Frauen wurde eingerichtet - mit großem Zulauf. Es muss noch einen Film geben, der lief in der damaligen Wochenschau, mit Bildern vom Schauturnen am Friedrich-Wilhelm-Platz 1932. Sie zeigen, wie groß besonders die Damen-/Turnerinnenriege war und welch großes Interesse in der Bevölkerung gezeigt und gelebt wurde. Fahrten wurden unternommen, Wanderungen angeboten.

Angeregt durch den Mediziner Dr. KLINCK wurde ein Heilturnen für körperlich behinderte Mädchen durchgeführt. Für die damalige Zeit etwas Einmaliges, immerhin bis 1912. Inklusion also schon damals en vogue in Friedenau. Ja und die öffentlichen Spielenachmittage für die Jugend, die bis 1904 angeboten wurden. Es kamen bis zu 300! Die Aktivitäten waren Vorreiter für die „Trimm Dich Bewegung“ in Berlin-Brandenburg. Sport war nicht mehr aus dem Friedenauer Leben wegzudenken. Ob Fußball, Hockey, Faust/Schlagball, Basketball, Schwimmen, Boxen, Handball, Volleyball, Badminton, Kegeln oder Bowling.

Auch im bürgerlichen Friedenau hinterließ der Nationalsozialismus Spuren. Erst jetzt, so kurz vor dem 125. Jubiläum taucht urplötzlich eine lückenlose Sammlung von Jahresberichten seit Gründung des Vereins auf. Ich denke, dass es sicherlich wert ist, noch einmal intensiv in die Berichte von 1933 bis 1945 Einblick zu nehmen. Der Vorsitzende des TSC, Herr Gravenstein, hat in seinem Bericht in der Jubiläumsschrift doch sehr verkürzt diese Zeit gestreift.

Ich selbst lebe seit 35 Jahren in Friedenau. Wenn ich nicht über 20 Jahre guten und ständigen Kontakt, besonders als Bilderbär,  zu Kids / Jugendlichen gehabt hätte, dazu sportliches Interesse, der FRIEDENAUER TSC wäre nicht unbedingt in meinen Blickwinkel geraten. In anderen Städten wäre es undenkbar, nicht FAN, zumindest Sympathisant des örtlichen Fußballvereins zu sein. Beim Karneval, in der Kirche, der Fan-Schal ist dort obligatorisch. Zumindest die Handballabteilung des Friedenauer TSC schafft bei ganz jungen Kids, dass das Vereinstrikot oftmals sichtbar und stolz getragen wird.

Ich fragte Ferdinand Färber, 17 Jahre alt, wie er zum Verein und in die Handballabteilung kam: „Durch Freunde meiner Eltern, im Kindergarten und in der ersten Klasse wurde vom Verein gesprochen. Plötzlich, da recht begabt mit dem Ball, war ich dabei. Das Training und die Spiele gehörten zu meinem Leben wie das Cello üben und der Kirchgang.“ Anfänglich ließ sich alles ohne allzu großen zeitlichen Aufwand, miteinander verbinden. Durch seine soziale und freundliche Art innerhalb der Gruppe ergab es sich, dass er vom Verein angesprochen wurde, ob er auch Schiedsrichter werden möchte. Ja, seine Antwort. Er wurde angemeldet zu Lehrgängen. Und wurde Spieler und Schiedsrichter. Dann fragte man ihn, ob er Lust hätte, als Trainer der jüngeren Mannschaft mitzumachen. Erst eine, dann zwei Mannschaften, Ferdinand war sehr eingebunden. Auf dem Weg zum ABI alles unter einen Hut zu bringen, war nicht ein-fach. Dann wurden andere Vereine auf Ferdinand aufmerksam. Wo wird sein Weg hinführen?

Aktuell hat der Friedenauer TSC 1886 8 Abteilungen mit 1.600 Mitgliedern, besonders stark ist das Kleinkindturnen mit gut 350 Mitgliedern. Kürzlich beobachtete ich auf dem Sportplatz eine Friedenauer Fußballmannschaft, E-Jugend mit traurigen Gesichtern. Sie hatten recht hoch verloren. Ich fragte, ob sie dennoch am 06. Mai sowie am 14. Mai beim Fest zum 125j. Jubiläum mitmachen würden? NA KLAR war ihre Antwort. So wünsche ich dem Verein eine tolle Feier bei herrlichem Wetter. Interessierte erfahren alles unter www.125jahrefriedenauertsc.de

Ernst Karbe

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