Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

25.01.2011 / Menschen in Schöneberg

Schlafstellenschwindler

Aus den Archiven des Bezirks: „Zwei Schlafstellenschwindler treiben wieder in Friedenau, Schöneberg und in anderen westlichen Vororten ihr Unwesen. ...

... Der eine gibt sich für einen Reserveoffizier der Eisenbahner aus, schwindelt den Vermietern vor, dass er eine Übung machen wolle, und lockt ihnen unter Vorspiegelung, dass er dem Militärschneider eine Rechnung zu bezahlen habe, 10 Mark ab. Der Gauner nennt sich Albrecht und ist etwa 30 – 35 Jahre alt.“
Aus dem Friedenauer Lokal – Anzeiger vom 6. Februar 1911

Anmerkungen: Als Schlafleute wurden um die Jahrhundertwende bis in die 30er Jahre umgangssprachlich Menschen ohne feste Wohnung bezeichnet, die eine bezahlte „Mitschlafgelegenheit“ nutzten. Für die oft ärmlichen Hauptmieter war dies notwendig, um die Miete zahlen zu können. Häufig teilten sich mehrere Schlafleute ein gemeinsames Bett, dessen ständige Wärme  zum Witz Anlass boten, demzufolge diese Tatsache „für Flöhe und anderes Ungeziefer günstig war, um Erkältungen zu vermeiden.“ (Natürlich für die Flöhe !)

Einer der berühmtesten Berliner „Schlafburschen“ war übrigens
der später als „Hauptmann von Köpenick“ bekannt gewordene Schuster Wilhelm Voigt, der in der Friedrichshainer Langen Straße 22 beim Ehepaar Karpeles im viertes Stock/Hinterhaus wohnte. (Quelle: Friedrichshainer Chronik 2010)
Noch in dem deutschen Spielfilm „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ von 1929 (Regie: Phil Jotzi) spielten der Schlafbursche Gerhard Bienert und das Straßenmädchen Vera Sacharowa wichtige Rollen.

Heutzutage finden sich mitunter Anzeigen, in denen ähnliche Mitschlafgelegenheiten verklausuliert angeboten werden.

Hartmut Ulrich

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