Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

04.06.2012 / Projekte und Initiativen

Respekt, Respekt...

Dieses wichtige Wort hören wir viele Male während des bereichernden Gesprächs mit Herrn Mehmet Ballikaya. Wir treffen ihn in einem gemütlichen Schöneberger Café an einem der noch etwas zu kühlen Vormittage im April Berlins.
Foto: Mehmet Ballikaya

Als  Tanzlehrer, Tänzer, Tanztherapeut, Ausbilder für Tanzlehrer und Pädagoge weiß Herr Ballikaya genau, wovon er spricht. Tanzen und alles, was mit diesem künstlerisch-kreativen Thema zusammen hängt, ist ihm gut vertraut. Er erlebt in seiner täglichen Praxis, wie das Zusammenspiel von Bewegung und Musik auf den Menschen wirkt. Bisher noch unentdeckte Anteile der eigenen Persönlichkeit  werden plötzlich  entdeckt oder wiederentdeckt. Es wird leichter, Offenheit zu leben, es wird auch einfacher, sich auf andere Menschen „zuzubewegen“. Vertrauen als wohltuend zu empfinden, ist eine weitere mögliche positive Folge des Tanzens. Begriffe wie „Wertschätzung“ und „Empathie“ werden von ihm überzeugend erklärt. Wir erleben an diesem Vormittag, wie wertvoll es sein kann, über den Tanz und das Tanzen als solches doch einmal tiefer nachzudenken.

Tanzen fördert die Aufmerksamkeit, stärkt das Gefühl des Akzeptiertwerdens und damit auch die Erfahrung der gegenseitigen Akzeptanz. Das eigene Selbstbewusstsein und die Selbstsicherheit können sich weiter entwickeln. Menschen sind doch immer auf der Suche nach dem „eigenen Platz in der Welt“. Oder nicht?  

Unser sympathischer Gesprächspartner sieht ein oft unterschätztes Problem im Familiengeschehen. In vielen Familien haben Eltern und Kinder immer weniger gemeinsame Interessen. Die Familie verbringt nur wenig Zeit miteinander. Deshalb suchen Kinder außerhalb ihrer Familie Halt und  Anerkennung. Herr Ballikaya macht immer wieder die Erfahrung, dass Menschen auch Beschäftigung sehr brauchen.

Kann Tanzen also wirklich einen schlechten Ruf haben?

Inzwischen lebt Herr Ballikaya seit 14 Jahren in Deutschland. Seine großen Vorbilder hatte er in seinen Eltern. Als Fünfjähriger sah er einen Film mit dem türkischen Lied: „Kemanimla sana bir sey cala bilseydim“. Ins Deutsche übersetzt heißt es: „Spiel mir auf deiner Geige etwas vor“. Dieser Film stellte damals eine Art Schlüsselerlebnis für ihn dar. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er tanzen wollte. Das war sein größter Wunsch. Mit fünf.
Zu seinen schönsten beruflichen Erlebnissen gehört es, dass „seine“ Kinder in seinen Kursen angefangen haben, Türkisch zu lernen und großes Interesse an der anderen Kultur zeigen.

Als Motto für seine Kurse wählte er 2011: „RespekTanz“ und 2012 ging es vor allem um: AkzepTanz.
Seine Kurse bietet er für Behinderte, für Senioren, für Obdachlose und für Kinder des SOS-Kinderdorfes an, zu erschwinglichen, gestaffelten Preisen und teilweise sogar kostenlos. Trotzdem hat er bisher viele erfolglose Anträge gestellt, Subventionen sind vielfach abgelehnt worden, er hat Gelder zur Durchführung seiner Tanzprojekte selbst aufgebracht.

Zu anderen Ländern bestehen zahlreiche Kontakte: Der Verein steht in Verbindung mit Ansprechpartnern in Dänemark, Spanien, Frankreich, in Holland, Tunesien und der Türkei.

Der „Tanz der Kulturen“ ist ein soziales Projekt. Mit Projekten wie dem „Tanz gegen Rassismus“, „Tanz gegen Gewalt“, „Gewaltfreie Kommunikation“, setzt sich der Verein unter seiner Leitung für gesellschaftliche Probleme ein.
Am 23.3. fand zum Beispiel im Rathaus Schöneberg eine Gala für die Erdbebenopfer in Van statt. An diesem Abend tanzten „Groß“ und „Klein“, um anschließend Spenden zu sammeln. Ein nächstes Projekt, das wahrscheinlich in diesem September stattfinden wird, ist ein Literaturtag. Bisher unbekannte Schriftsteller aus Berlin lesen Texte, die anschließend von Tänzern interpretiert werden. Die Texte werden sich um das diesjährige Thema des „8. Tanz der Kulturen-Festivals“ drehen:
RespekTanz!

Anna und Thomas Geisler

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