Rent a friend
Folke Braband, der schon viele erfolgreiche Komödien geschrieben hat, führt diesmal auch selbst Regie. Vielleicht ist die Aufführung deshalb so rundum gelungen, alles aus einer Hand.
Das für eine Boulevardkomödie typische Merkmal von Verwechslung und Rollentausch liegt auch hier zu Grunde. Nur entwickelt es sich nicht erst im Laufe der Handlung, sondern ist hier der Beginn der Handlung.
Sarah (Alessija Lause), die ihren imposanten Vater mit einem beeindruckenden Verlobten imponieren will, bestellt bei der Agentur „Rent a friend“ eine älteren gutaussehenden Herrn, der einen großartigen Schönheitschirurgen neben ihr spielen soll. Und da liegt die Verwechslung: es wird ein junger lustiger Typ geschickt, der darauf spezialisiert ist, kleine Kinder zu bespaßen. Gegen seinen Willen muss Gabriel (Bürger Lars Dietrich) nun in aller Eile über die neue Rolle informiert werden. Sarah tut dies während sie gleichzeitig telefonisch Investmentgeschäfte managt und alles für den väterlichen Besuch vorbereitet. Dabei hastet sie auf der Bühne von links nach rechts und wieder zurück oder geht auf der einen Seite ab und tritt von der anderen Seite wieder auf. Der dominante Vater Karl (Thorsten Münchow) tritt mit seiner neuen Frau Juanita (Caroline Beil) auf, die früher Schönheitskönigin in der Karibik war und ein bisschen dumm sein muss. Was Gabriel veranlasst, einige Sätze aus dem Gespräch für sie ins Englische zu übersetzten, allerdings so einfach, dass es schon wieder falsch ist und das Publikum lacht.
In der Unterhaltung stellt sich jeder als der Größte und Erfolgreichste dar, bloß keine Fehler oder Schwächen zugeben. Auf Fragen nach Details gibt es jedoch nur vage Antworten. Lediglich Gabriel versucht in seiner Rolle, wie es von ihm erwartet wird, zu glänzen. Er schildert vertieft sein neues Leben und rutscht von einer tollen Geschichte in die nächste.
Die Dialoge sind gut und pointenreich, sie nehmen gelegentlich Bezug auf die aktuelle Situation oder auch auf literarische Vorlagen. Sie sind intelligent witzig und das Publikum dankt mit spontanem Gelächter. Die Charaktere der Figuren sind in sich stimmig und nicht nur oberflächlich einfach.
So wie der Garderobenwechsel von Bürger Lars Dietrich vom Kinderanimateur zum noblen Karrieremann auf offener Bühne recht diskret und doch komisch vorgeführt wird.
Die Schauspieler, die den meisten Zuschauern aus Film und Fernsehen bekannt sind, stehen alle das erste Mal auf der Bühne im Schlosspark Theater. Sie spielen ihre Rollen so überzeugend, sowohl in der persönlichen Wichtigkeit und in der außerordentlichen Überheblichkeit, als auch in der Verzweiflung oder realistischen Zurechtweisung, dass das Publikum ganz selbstverständlich mitgeht.
Es ist eine sehr unterhaltsame Komödie, bei der der Theaterbesucher leicht und amüsant unterhalten wird. Hier vergehen tatsächlich zwei Stunden, in denen man von Corona und den Alltagsproblemen angenehm abgelenkt wird.