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Freizeit und Kultur im Nachbarschaftsheim

31.10.2016 / Menschen in Schöneberg

Nehmen und Geben im Kiez

Das Tauschen ist seit Menschengedenken die Grundlage menschlichen Wirtschaftens. Doch durch die Einführung des Geldes geriet der unmittelbare Tauschvorgang in Vergessenheit.
Foto: Kiezoase

Meist in Zeiten schlechter wirtschaftlicher Entwicklung kam das Tauschen wieder in Mode. Das Entstehen von „modernen“ Tauschringen ist bis ins 17. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Typisch für eine Tauschbörse ist, dass eine Leistung mit einer Gegenleistung nicht monetär verrechnet wird. Als Tauschmedium werden Phantasiewährungen, wie zum Beispiel der „Klunker“ in der Schöneberger Kiezoase genommen. Eine Stunde Lebenszeit entspricht 20 erwirtschafteten Klunkern, die einem individuellen Konto gutgeschrieben werden. Es spielt dabei keine Rolle, um welche Tätigkeiten es sich handelt – eine Stunde Fensterputzen hat den gleichen Wert wie eine Stunde Arbeit am Computer! Das Mitwirken in der Tauschoase wirkt somit dem Gefühl entgegen,  fremden Kapitalinteressen ausgeliefert zu sein.

Die Tauschbörse der Kiezoase wurde im September 1996 gegründet und nahm im Januar 1997 den Betrieb auf. Tauschringe sind offen für alle und bilden eine bunte soziale Mischung. Zur Zeit nehmen circa 70 Mitglieder den Tauschservice in Anspruch, wovon Zweidrittel aktiv am Tauschgeschehen teilnehmen. Das Altersprofil der Mitglieder, aus Schöneberg oder den angrenzenden Kiezen,  ist etwa 50 plus, aber auch jüngere Mitglieder sind gerne gesehen. Gerade für jüngere Familien könnte gegenseitiges Babysitten oder Hilfe am Computer ein Modell sein. Jugendliche können hier für Ihr späteres „monetäres“ Leben proben, dasselbe gilt für Gründer, die hier erste Erfahrungen sammeln dürfen.

Das wesentliche Element der Tauschbörse ist jedoch die Zusammenarbeit und die Kommunikation im Kiez! Man kann Menschen kennenlernen, die man sonst nie getroffen hätte – vielleicht werden sogar Freunde daraus! Das immer beliebter werdende „Sharingprinzip“, wird von der Tauschbörse schon lange gelebt! Werkzeuge, Maschinen etc. werden unter den Mitgliedern ökologisch sinnvoll genutzt. Die in jedem Haushalt obligatorisch vorhandene Bohrmaschine hat einer Studie zufolge eine durchschnittliche Gesamtlebensnutzungsdauer von nur 15 Minuten, den Rest der Zeit liegt sie ungenutzt im Werkzeugkasten. Teilen anstatt Besitzen lautet die Maxime, die zugleich der Umwelt zugute kommt. Nichts desto trotz sind Handwerksleistungen im kleinen Rahmen stark nachgefragt.
Die Angebote der Tauschoase werden monatlich in der Kiezoasen eigenen Zeitung veröffentlicht, die im Büro in der Barbarossastraße 65 oder im Kiezcafé ausliegt. Aber auch der Versand per email ist möglich.

Neu ist die Idee des „Schenkrings“. Dinge, die man nicht mehr braucht oder auch Dienstleistungen an andere zu verschenken. Der Grundgedanke ist, die Geste des Schenkens ohne Verpflichtung zu lernen und damit auch eine Veränderung des Verhaltens der Beteiligten zu bewirken.

Tauschoase Schöneberg
Barbarossastr. 65, 10781 Berlin
<link http: www.tauschoase.de>www.tauschoase.de

Thomas Geisler

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