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23.08.2011 / Menschen in Schöneberg

Melodisches Norwegisch trifft Berliner Lebenstempo

Wer sieben Sprachen beherrscht, hat Interessantes zu erzählen. Wie Irina Voronova, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat.
Irina Voronova. Foto: Sabine Henkel

Schon als 13jähriges Moskauer Mädchen entschied sie sich, Literatur zu studieren. Mit 15 wusste sie, dass Norwegisch sie besonders reizt. Nicht wegen der melodischen Intonation. Es gibt zwei offizielle Schriftsprachen und zahlreiche Dialekte, die – anders als im Deutschen oder Russischen – auch tabufrei verwendet werden. „Dass es keine mündliche Sprachnorm gibt, finde ich auch als Linguistin faszinierend“, sagt Irina Voronova. An den Volkshochschulen (VHS) Tempelhof-Schöneberg und Reinickendorf gibt sie seit 2006 Norwegisch-Kurse für Anfänger so-wie für Teilnehmer mit guten Vorkenntnissen.

Mit 18 begann Irina Voronova ihr Studium der Germanistik, Skandinavistik und Literaturwissenschaft an der Moskauer Lomonosov-Universität, wo sie ihr Diplom mit Auszeichnung ablegte. Zusätzlich schrieb sie sich für das Fach Skandinavistik an der Universität Bergen in Norwegen ein und besuchte Sommerkurse an der Universität Reykjavik, wo sie die isländische Sprache und Literatur studierte: „Ich hatte Glück, das zu der Zeit die Sowjetunion aufgelöst wurde – ich konnte al-so raus“. Ab 1996 war sie zehn Jahre Dozentin für norwegische Sprache und Literatur an der Moskauer Linguistischen Uni. Zudem hat sie seit 1992 als freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin – vor allem in Norwegen und Russland – zahlreiche Aufträge angenommen. Sie war zum Beispiel für Filmhochschulen, Fernsehen, Sportkomitee, Handelsrat, Gewerkschaft und Außenministerium sowie als Lehrerin an verschiedenen Instituten tätig, spricht gut Deutsch und Englisch und übersetzt auch Isländisch, Dänisch und Schwedisch.

„Ich liebe Norwegen und habe dort sehr viele Freunde“, sagt Irina Voronova, „wir versuchen, auch unsere Kinder in Kontakt zu bringen“. Ihre beiden Töchter wachsen mit Deutsch und Russisch auf. Seit sieben Jahren ist die Familie in Berlin sesshaft – damals nahm ihr Mann eine Stelle in der IT-Branche an. „Berlin ist langsamer als Moskau und schneller als Bergen“, findet sie, „doch das Lebenstempo finde ich genau richtig und sehr gut“. Sie genießt die Vorteile der Großstadt und „dass der Weg in die Natur nicht weit ist“.

Die Norwegisch-Kurse an der VHS bauen stufenweise auf einander auf. Alter und Motivation der Teilnehmer sind recht unterschiedlich. Manche haben einen norwegischen Lebenspartner oder erwachsene Kinder, die in Norwegen arbeiten, andere sind passionierte Norwegen-Urlauber und wollen ihre Sprachkompetenz ausbauen und einige sind Studenten, die das Erasmus-Programm dort absolvieren wollen. Auch Fachkräfte sind dabei, die überlegen, auszuwandern. Viele Teilnehmer haben aber einfach nur puren Spaß am Erlernen der Sprache. Es gibt auch etliche Wortähnlichkeiten im Deutschen, aber manchmal hilft nur noch Humor – oder „die Sahnetorte“ (norwegisch: „bløtkaka“). Um das richtig zu verstehen hilft der Appell von Irina Voronova: „Komm und lerne Norwegisch!“ oder „Kom og lær norsk!“

Sabine Henkel

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