Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

28.05.2011 / Menschen in Schöneberg

KOHTAKTbI Kontakte!

Vor 11 Jahren las ich auf der Fahrt zur Expo 2000 in Hannover, dass der Bundestag das Gesetz zur Entschädigung von Zwangsarbeitern und -arbeiterinnen verabschiedet hat. Viele Jahre hatte es gedauert, bis vor allem große Firmen sich bereit erklärten, in einen Entschädigungsfonds insges. 5 Milliarden Euro einzuzahlen.
Wladimir Kaznelson aus Wolgograd: Ich bin einer von wenigen sowjetischen Kriegsgefangenen jüdischer Herkunft, die am Leben blieben und heimkehrten. Die jüdischen Kriegsgefangenen wurden sofort erschossen. Drei Jahre lang war ich am Rande des Todes, jeden Tag, jede Minute... Foto: Lars Nickel

Besonders Berthold Beitz von der Kruppstiftung hatte die Firmen gebeten, zügig ihre Bereitschaft zur Zahlung zu erklären. Leider wurden die Kriterien für eine mögliche Entschädigung sehr eng gefasst. Mich hatte diese Thematik sehr interessiert, da meine Familie auch Zwangsarbeiter im Nationalsozialismus beschäftigt hatte.

Der Verein „KOHTAKTbI Kontakte“, 1990 in Schöneberg gegründet, hat sich der Aufgabe gestellt, auch den ZwangsarbeiterInnen eine Geldsumme zukommen zu lassen, die nicht von dem Gesetz profitierten. So wirbt der Verein seit seiner Gründung um Spenden.

Als ich die Ankündigung las, dass ehemalige ZwangsarbeiterInnen vom Verein zu Besuch eingeladen werden sollten, ging ich zu einem Vorbereitungstreffen. Dort erfuhr ich, dass „KOHTAKTbI Kontakte“ ehemaligen ZwangsarbeiterInnen ein „Entschuldigungsschreiben“ und 300,- Euro als „Entschädigung“ gesandt hatte. Adressen bekam der Verein von Opferverbänden.

Erschütternde Briefe mit Berichten aus der Zeit in Deutschland er-reichten daraufhin „KOHTAKTbI Kontakte“. Vereinsmitglied Eberhard Radczuweit las diese im Rathaus Schöneberg vor - inzwischen gibt es die Briefe in Buchform. Bei dieser Lesung waren ehemalige Zwangsarbeiter, eingeladen durch den Verein, zu Gast. Als einer von ihnen erzählte, das „KOHTAKTbI Kontakte“ mit der Geste des „Entschuldigungsbriefes“ ihnen ihre Ehre wiedergegeben hatte, war ich gerührt. Die Gäste waren im Alter von 70 bis 85 Jahren - schon mit 14 waren einige von ihnen nach Deutschland verfrachtet worden. Insgesamt konnte bis jetzt 6.600 ZwangsarbeiterInnen ein Brief übergeben werden.

Ab dem 22. Juni bis zum 20. Juli ist eine Ausstellung im Senatssaal der Humboldt-Universität zu sehen, die Bilder und Erinnerungen sowjetischer Kriegsgefangener zeigt. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter <link http: www.kontakte-kontakty.de external-link-new-window externen link in einem neuen>www.kontakte-kontakty.de

„KOHTAKTbI Kontakte“
Feurigstraße 68, 10827 Berlin
Tel. 78 70 52 88

Ernst Karbe

Rahmenprogramm zur Ausstellung in der Humboldt-Universität

24. Juni 2011, 19 Uhr
Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Saal
Gespräch mit ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen

30. Juni 2011, 19 Uhr
KOHTAKTbI Kontakte, Feurigstraße 68, 10827 Berlin
"Wie schwer, sich daran zu erinnern"
Dokumentarfilm und Diskussion über die Nichtanerkennung von kriegsgefangenen Zwangsarbeitern als NS-Opfer

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