Kein Traum
Die Serie “Tagebuch von Lemberg” von Vlada Ralko und die Serie “Zeit des Krieges” von Volodymyr Budnikov sind 2022 zunächst in Lemberg entstanden, wohin die Künstler zu Beginn des Krieges geflohen waren, und dann in ihrem Exil in Berlin. Die Werke vermitteln das Gefühl von Brutalität und Bedrängnis. Schnelle Striche und Schraffuren geben den Ton an. Auf den Zeichnungen sehen wir Formen von mutierenden Wesen, von kannibalischen Akten, von kämpfenden Körpern. Sie schildern eine Menschheit, die sich mit ihren gegenwärtigen und vergangenen Ängsten auseinandersetzt. Doch diese Albträume, die sich bei Budnikov in der Abstraktion und bei Ralko in der Phantasmagorie manifestieren, scheinen real zu sein. Physische Elemente wie Skelette, Genitalien oder Muskeln verleihen den Bildern eine tiefe und intime körperliche Präsenz, die dem Betrachter das Blut in den Adern gefrieren lässt. Darüber hinaus verbinden sich zahlreiche Verweise auf die Geschichte und die Ideologien des 20. Jahrhunderts mit der erschreckenden Realität, wodurch die Zeichnungen in der Gegenwart und ihrer schmerzhaften Aktualität verankert werden.
Volodymyr Budnikov ist ein bedeutender abstrakter Künstler der Ukraine. Er wurde 1947 geboren und schloss sein Studium an der Nationalen Akademie für Bildende Kunst und Architektur in Kyiv ab, wo er seit 1999 unterrichtet. Seit 1975 ist er Mitglied des Nationalen Künstlerverbandes der Ukraine. Seine Werke sind in zahlreichen Museen der Ukraine sowie in öffentlichen und privaten Sammlungen in Österreich, Deutschland, Japan, Frankreich, den USA und den Balkanländern zu sehen.
Vlada Ralko ist eine der bekanntesten Künstlerinnen der expressionistischen Bewegung in der ukrainischen Kunstszene. Sie wurde 1969 geboren und studierte Bildende Kunst an der nach Taras Schewtschenko benannten Schule für Bildende Künste in Kyiv und an der Nationalen Akademie für Bildende Künste und Architektur in Kyiv, wo sie die Vorlesungen von Volodymyr Budnikow besuchte. Seit 1994 ist sie Mitglied des Nationalen Künstlerverbandes der Ukraine. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen Museen und Privatsammlungen.
Man kann die künstlerische Verbundenheit erkennen, die durch ihre gemeinsamen Inspirationen und Anliegen hervorgerufen werden. Aber ihre Werke spiegeln auch die künstlerische Identität der beiden wider. Sie sind eine Reaktion auf die Ereignisse ihrer Zeit und ein Weg, durch die Kunst Widerstand zu leisten, tief inspiriert von den Aufständen und Konflikten, die die Ukraine in den letzten Jahrzehnten geprägt haben.
Vlada Ralkos visuelle Serie “Diary of Kyiv” (2013-2015) zeichnet die Ereignisse vom Euromaidan im Jahr 2013 bis zum ersten russischen Angriff auf der Krim nach. Ab April 2022 wurde Budnikov auf der “Piazza Ucraina” im Rahmen der 58. Biennale von Venedig ausgestellt. Im Februar 2022 zogen Budnikov und Ralko von Kiew nach Lemberg in der Westukraine, wo sie die beiden heute vorgestellten Serien begannen.
Für die Ausstellung in der ArtEast Gallery hat die Bühnenbildnerin Aurélie Maestre eine spezielle Szenografie entworfen, um dem Publikum eine einzigartige Möglichkeit zu bieten, die Werke zu entdecken.
ArtEast Gallery
Goßlerstraße 1, 12161 Berlin,
Montag und Freitag 14 bis 19 Uhr
Kontakte an anderen Werktagen können vereinbart werden.
contact@arteastgallery-bk.com, +49 1520 582624