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05.11.2013 / Orte und Plätze

Happyend für einen Ladenhüter?

Der häßliche Steglitzer Kreisel als moderner Wohnturm mit Luxuswohnungen - dies ist das Projekt des neuen Kaufinteressenten des geschichtsträchtigen Bürohochhauses.
Foto: Thomas Protz

Happyend für einen Ladenhüter ?
Der häßliche Steglitzer Kreisel als moderner Wohnturm mit Luxuswohnungen - dies ist das Projekt des neuen Kaufinteressenten des geschichtsträchtigen Bürohochhauses. Bereits 2017 könnten ca. 250 Wohnungen, 182 davon im Hochhaus und 66 im Sockelkomplex umgebaut sein. Hotel, Parkhaus und Geschäfte bleiben bestehen. Das Konzept des Investors, der CG Gruppe, sieht im Hochhaus pro Etage vier bis acht Wohnungen vor mit einer Deckenhöhe von 3,50 cm sowie Balkonen und großen Fensterflächen. Hinzu kommt eine gehobene Ausstattung, d.h. Fußbodenheizung, bodentiefe Fenster, bodengleiche Duschen und edle italienische Fliesen. Im Sockelkomplex des Kreisels, in Richtung Stadtautobahn, sollen die einfacheren und auch günstigeren Wohnungen entstehen mit Größen zwischen 35 und 85 qm. Alle Wohnungen sollen zu Preisen von 9 bis 25 Euro pro qm vermietet werden, je höher die Wohnung umso teurer die Miete. Der Investor will mit dieser Staffelung der Mieten eine breite Zielgruppe ansprechen, vom Studenten bis zur gut situierten Familie, alle sollen im Kreisel ein neues Zuhause finden.

Die CG Gruppe ist ein mittelständisches Unternehmen der Immobilienwirtschaft mit Sitz in Berlin und Leipzig. Projektentwicklung, Bauen und Vermieten von Immobilien sind die Schwerpunkte. Die CG Gruppe gibt es seit ca. 20 Jahren, und sie besteht aus einem Geflecht von Tochtergesellschaften. Das Unternehmen verspricht sich mit dem Umbau von leerstehenden Bürohochhäusern zu Wohnungen ein neues lohnendes Geschäft. Denkt man an die immer knapper werdenden Baugrundstücke im Innenstadtbereich, ist dies eine gute Idee. Voraussetzung für den Kauf und den Umbau des Kreisels ist jedoch die Asbestsanierung, die vom Senat bereits im März 2013 begonnen wurde und bis 2015 beendet sein soll. Die Kosten der Asbestsanierung betragen ca. 20 Millionen Euro und werden vom Senat getragen. Die Summe erscheint schon richtig günstig zu sein, wenn man an die jährlichen Kosten für den Unterhalt dieser stillgelegten Asbestruine in Höhe von ca. 1 Million Euro denkt. Seit 2007 sind das 6 Millionen !

Bereits von Anfang an war der Steglitzer Kreisel ein "Zuschussgeschäft" oder Ärgernis für den Senat und den Steuerzahler. Der Vergleich zum Flughafen drängt sich hier auf. Die Bauzeit umfasste zwölf Jahre, von 1968 bis 1980, veranschlagte Kosten 180 Millionen Mark, getragen vom Senat und einem Bauträger. Der Bauträger, dem auch die Architektin Sigrid Kressman-Zschach angehörte, musste 1974 wegen steigender Baukosten Insolvenz an-melden. Der Senat unter den SPD Senatoren Striek und Schwedler hatte dem Investor leichtfertig vertraut und eine Bürgschaft für die Schulden der Architektin in Höhe von 59 Millionen Euro unterzeichnet. Die näheren Umstände dieser sogenannten Kreiselaffäre wurden nie aufgedeckt, ließen jedoch in den 70ern die Köpfe einiger SPD Senatsmitgliedern rollen .

Jahrelang zierte daraufhin eine Bauruine die Schloßstraße. 1977 wurde das Gebäude von dem Berliner Investor Becker & Kries für 30 Millionen Mark ersteigert. Bei der Fertigstellung 1980 beliefen sich die Baukosten insgesamt auf 323 Millionen Mark für die beiden Eigentümer, den Senat und den Berliner Investor Becker & Kries. Nach Fertigstellung erneut ein Ärgernis, denn es fand sich kein Mieter für das Bürohochhaus. Am Ende zog das Bezirksamt Steglitz ein. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, denn bereits 1990 wurden Asbestfunde im Haus bekannt. Aus Kostengründen erfolgte die Asbestsanierung immer nur partiell. Klar war jedoch, dass das Hochhaus bis spätestens 2007 gesperrt werden musste. Das Bezirksamt zog 2007 wieder aus und seit dieser Zeit wird vergeblich nach einem Käufer gesucht. Immer wieder war von Interessenten die Rede, jedoch kam es nie zum Verkauf. Nun endlich scheint ein wirklicher Käufer gefunden zu sein, wenn alles gut geht wird Ende des Jahres der Kaufvertrag unterschrieben.

Als Bürger stellt man sich viele Fragen: Warum wird der Kreisel an einen privaten Investor verkauft und nicht an eine städtische Wohnbaugesellschaft, wo günstiger Wohnraum so dringend gebraucht wird? Warum kam in 6 Jahren niemand vom Senat auf die Idee des Umbaus? Und immer wieder die wichtige Frage, warum kommt es immer wieder zu solchen Fehlplanungen? Warum kommt es zu Verquickungen von Politik und Baugewerbe? Warum werden Verantwortliche für solche Pleiten nicht belangt bzw. fehlen immer die Beweise für ihr unverantwortliches Handeln? Ob die Kosten wieder reinkommen, weiß keiner, denn der Kaufpreis ist bis jetzt unbekannt. Sollte es zum Verkauf kommen, spart der Senat dadurch wenigstens jährlich eine Million für den Leerstand ein.

Christine Sugg

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