Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

30.11.2011 / Menschen in Schöneberg

Großmutter gesucht!

Es gibt mannigfaltige Gründe, warum junge Familien im Alltag nicht auf die Unterstützung der Großeltern zählen können. Viele Eltern wünschen sich als zusätzliche Beziehungsperson eine „Ersatzoma“ für das Kind, die in der Nähe wohnt. Inzwischen werden landesweit ehrenamtliche Patenomas gesucht. Auch das Nachbarschaftsheim Schöneberg hat in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Tempelhof-Schöneberg das Projekt “Oma gesucht“ gestartet.
Beate Goldbach, ehrenamtliche „Patenoma“. Foto: Renate Birkenstock

Angesprochen fühlen sollen sich Frauen, deren Kinder schon aus dem Haus sind und die Freude daran haben, an einigen Nachmittagen oder Abenden im Monat den Eltern einige kinderfreie Stunden zu ermöglichen. Die Kinder sind in der Regel ab 6 Monate alt, dem Alter sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Wunsch-Großeltern können selbst entscheiden, wie viel Zeit investiert wird und wie sie sich in die Familie einbringen. Hausarbeiten gehören nicht dazu. Renate Birkenstock sprach mit Beate Goldbach, die sich als „Patenoma“ zur Verfügung gestellt hat.

Frau Goldbach, warum sind Sie Ersatzoma? Haben Sie keine Enkelkinder?

Beate Goldbach: Doch! Ich habe 2 erwachsene Kinder und 3 Enkelkinder. Davon ist nur meine 14jährige Enkeltochter in Berlin. Zu der habe ich allerdings eine sehr enge Beziehung.

Das fehlende Enkelkind war also nicht das Motiv?

Beate Goldbach: Nein. Mich hat der Wiener Psychologe Alfred Adler sehr geprägt. Ich denke, dass jeder Mensch als soziales Wesen Rechte und Pflichten hat, seine Umgebung mit zu gestalten. Ich kann nicht privatisieren. Ich engagiere mich seit Jahrzehnten in verschiedenen Projekten, z. B. in Schularbeitszirkeln, in Erziehungsgruppen oder als mündiger Bürger auf der politischen Ebene. Jetzt im Alter habe ich für mich entschieden, dass ich im direkten Kontakt mit Menschen am meisten bewirken kann.

Sind Sie da beruflich vorbelastet?

Beate Goldbach: Nein, ich war Chemisch-Technische Assistentin.

Und nun noch das „Enkelprojekt“? Was machen Sie da?

Beate Goldbach: Mein Wunsch war, eine Familie zu unterstützen, die in meiner unmittelbaren Nähe wohnt. Das Nachbarschaftsheim vermittelte mir den Kontakt zu einer alleinerziehenden Mutter mit 7-jähriger Tochter.

Wie müssen wir uns das konkret vorstellen?

Beate Goldbach: Ich kenne das Kind seit einigen Wochen. Einmal in der Woche hole ich es vom Hort ab. Wir gehen dann zusammen zu dem Kind nach Hause, spielen zusammen. Wichtig ist, Zeit für das Kind zu haben, zum Zuhören und für Gespräche. Ich richte mich nach den Bedürfnissen des Kindes. Gleichzeitig muss die Kleine lernen zu akzeptieren, dass ich als Oma ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen bin.

Was ist Ihre Wunschvorstellung als Patenoma für die Zukunft?

Beate Goldbach: Ich wäre für das Kind gern dauerhaft eine zusätzliche Bezugsperson und eine wunderbare Großmutter – so wie ich sie selbst als Kind hatte. Ich wünsche mir eine Beziehung, die bleibt. Ich würde gern das Kind in seiner Entwicklung begleiten und dabei auch ein wenig meine eigene Bedeutung und Wirkung spüren. Daneben hoffe ich bei den vielen Fragen, die ich selbst als junge Mutter auch hatte, die Mutter zu unterstützen. Damit der Umgang zwischen Mutter und Tochter konfliktfrei und gelöst bleibt oder wird.
Schon die paar gemeinsamen Nachmittage bringen mir so viel Freude an dem Mädchen. Nach unserem Treffen gehen mir noch viele Gedanken durch den Kopf, was wir das nächste Mal veranstalten und wie wir langsam zusammenwachsen könnten. Diese Bereicherung wünsche ich vielen „Patenomas“ zum Gewinn für Oma und Enkelkind.

Liebe Leserin, können Sie sich auch vorstellen, Wunschoma zu werden? Dr. Christiane Solf, Tel.: 85 99 51 14 im Nachbarschafts-heim Schöneberg oder der KJGD, Hartmut Schoch, Tel.: 90277 6128 freuen sich über Ihren Anruf und geben gern weitere Informationen.

Renate Birkenstock

Kontakt

Stadtteilzeitung SchönebergHolsteinische Straße 3012161 BerlinStandort / BVG Fahrinfo
Stadtteilzeitung SchönebergHolsteinische Straße 3012161 Berlin
86 87 02 76 -79Fax 86 87 02 76 -72E-Mail senden
LeitungThomas Thieme0173/4825100E-Mail senden