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25.09.2012 / Projekte und Initiativen

Große Gefühle, ganz geradeaus

Was für ein Wirbel: Erst ist das „Alexanderfest“ von Georg Friedrich Händel eine wilde Party, dann ein Drama um Liebe, Mitleid und Rache. Schließlich ein Inferno, das der antike Held Alexander der Große in der persischen Hauptstadt Persepolis anrichtet. Doch wer siegt am Ende wirklich?
Konzertchor Friedenau. Foto: Enno Hurlin

Die Musik. Damit die Kraft des Guten. Prachtvoll malt der Oratorienchor diesen Erfolg am Ende von Händels Komposition aus. Farbenreich, vielstimmig, schier platzend vor Jubel. Und jeden Mittwochabend dringt dieses Jubilieren im Moment auch durch die Flure im Nachbarschaftshaus in der Holsteinischen Straße. Dann probt der Konzertchor Friedenau das Oratorium. Hier geht es um die Macht der Musik, so ist Händels Werk untertitelt. Genau diese treibt die Sängerinnen und Sänger an ihrem Feierabend her. Alle sind Laien. Aber mit Herzblut dabei.  

Im Herbst wird der Konzertchor das furiose Fest aufführen. Drei Gesangssolisten stehen dann mit auf der Bühne, genauso ein Ensemble mit alten Instrumenten.

Mit dem Werk stecken sich die Sängerinnen und Sänger des Konzertchors wieder ein hohes Ziel. Schon oft haben sich die engagierten Laien große Werke der Chorliteratur erarbeitet, darunter Messen, romantische Oratorien, aber genauso moderne Kompositionen. Dieses Mal regiert der Barock. Also Händel. Und das bedeutet große Gefühle, und zwar ganz geradeaus. Mit viel Crescendo, aber ohne lang ausholende Schleifen.

„The Power of Musick“ heißt das „Alexanderfest“ auch in seinem alt-englischen Original. Händel komponierte das Oratorium in London, im Jahr 1736 führte er es dort auch zum ersten Mal im Covent Garden auf. Es ist eines der wenigen weltlichen Oratorien überhaupt. Gedacht war es als Ode an die Kraft der Musik, anlässlich der in damaliger Zeit sehr bedeutenden Cäcilienfeier, die jeden Herbst stattfand. Cäcilia galt als Schulzheilige der Musik, und sie ist es auch, die hier, in diesem Werk, das in vorchristlicher Zeit spielt, die Geschicke lenkt. Die Dichtung dazu stammte von John Dryden aus dem Jahr 1697. Vertont hat sie Händel dann auf seine Art. Sie geht umweglos mitten ins Herz und Gehör. „Endlose Wonnen, endlose Liebe. Mit diesen vier Worten sagt er uns alles, was wir wissen müssen“, hat einmal die Schriftstellerin Donna Leon, eine Händel-Ergebene, gesagt.

Rolf Ahrens, Leiter des Konzertchors Friedenau, sieht es ähnlich. „Die Wirkung ist immens. Das ist die Popmusik aus der Zeit vor 300 Jahren.“ Diese Leichtigkeit und Beschwingtheit des Werks entspricht ganz dem Credo des Konzertchors. Was gäbe es denn Besseres, als sich von der Kraft der Musik lenken zu lassen. Das macht das Alexanderfest uns allen vor: So schön kann Manipulation sein.

Termin: Sonntag, 28. Oktober 2012, 17 Uhr. Ort: Apostel-Paulus-Kirche, Berlin-Schöneberg. Mit dem Orchester Capella Vitalis.  
 
Jörg Niendorf

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