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Freizeit und Kultur im Nachbarschaftsheim

05.05.2019 / Gewerbe im Kiez

Eine Segelschule in Friedenau

Segeln ist ein Wassersport. Segeln ist in einer Großstadt wie Berlin mit fast 60 qkm Wasserfläche kein Problem. Eine Segelschule in Friedenau ist allerdings erstaunlich.
Dirk Rathke. Foto: Christine Bitterwolf

Wer in der Holsteinischen Straße an dem alten Fabrikgelände vorbeigeht, ist überrascht, hier das Schild einer Segelschule zu finden.

Jetzt im Frühjahr, wenn die ersten Ausflügler ans Wasser kommen, sehen sie vom Ufer aus die ersten Segelboote. Anfang April war das große Ansegeln auf der Unterhavel in Kladow. Da wurde geflaggt und gefeiert, und seitdem werden immer mehr Boote zu Wasser gebracht.
Dabei kommt schon mal der Gedanke auf, selber auch zu segeln. Vielleicht, weil es ein herrlicher Sport ist, vielleicht, weil die frische Luft auf dem Wasser noch besser ist als auf den Berliner Straßen, vielleicht, weil man eine eigene Sonneninsel haben möchte oder auch nur, weil es ein wunderbares Gefühl ist, sich allein mit der Kraft des Windes über das Wasser zu bewegen.

Doch was tut so ein Segler im Winter? Da könnte er sich z.B. auf den theoretischen Teil der Prüfung für den Sportbootführerschein vorbereiten. Für die Theorie braucht man noch kein Wasser, das geht auch in einer Schöneberger Fabrikhalle. Und deshalb hat Herr Rathke das Büro und den Schulungsraum für seine Segelschule in der Holsteinischen Straße 39 angesiedelt.

Dirk Rathke ist in Schöneberg aufgewachsen. Schon als Kind liebte er die Hinterhöfe und die alten Fabrikhallen, wo man herrlich herumtoben konnte. Aber seine Familie hatte immer ein Boot am Wannsee. Nach der Schulzeit versuchte er zwar eine Lehre als Gärtner, entschloss sich aber doch bald, lieber das Hobby zum Beruf zu machen und wurde Segellehrer. In den ersten Jahren erwarb er alle erforderlichen Scheine, die er für seine Berufsausübung brauchte, und danach war er weitere 18 Jahre lang in einer großen Berliner Segelschule tätig. Dazu gehörten auch Auslandseinsätze und Schulungsfahrten auf dem Mittelmeer.

2005 wagte er dann den Schritt in die Selbständigkeit und eröffnete seine eigene kleine Segelschule. Wie schön, dass er die Räume dafür wieder in einer der geliebten Schöneberger Fabrikhallen entdeckt hatte. Platz für seine Boote fand er an einem privaten Bootssteg am Seglerweg in Wannsee.
Zur Segelschule Wannsee gehören 7 Segelboote, offene Jollen und kleine Kajütboote und 2 Motorboote. Er bietet ein breites Spektrum an Kursen an, vom Segelschein bis zum Sportküstenschifferschein, aber man kann bei ihm auch Surfen lernen. Da er in kleinen Kursen unterrichtet, kann er die Termine individuell absprechen, nur vormittags oder nachmittags oder nur an den Wochenenden, je nach Wunsch. Gelegentlich führt er auch Schulungen in großen Vereinen durch, wie z.B. dem Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW), wenn dort neue Mitglieder oder Nachwuchssegler die Prüfungen machen wollen.
Herr Rathke sagt selbst, dass er im Sommer manchmal 12 Stunden am Tag auf dem Wasser ist.

Viel Werbung braucht Dirk Rathke für seine Segelschule Wannsee nicht zu machen. Die meisten Teilnehmer kommen durch Mundpropaganda. Gute und solide Ausbildung spricht sich rum. Viele Schüler kommen auch aus der Nachbarschaft. Erstaunlich oft findet er bei den Anmeldungen Adressen aus dem umliegenden Schöneberger Bereich.
Also dann: Schiff ahoi und Mast- und Schotbruch!

Christine Bitterwolf