Drei Plätze – Dreimal Bürgerschweiß
Im Verkehrsausschuss der BVV wurde am 22. Juni gegen die Stimmen der CDU ein Antrag der Grünen abgesegnet, wonach die Umsetzung der bereits im November letzten Jahres im Amtsblatt veröffentlichten Teileinziehung der Lauterstraße nun unverzüglich erfolgen muss. Und zwar ohne die im Zuge des Beteiligungsverfahrens vorgetragenen Änderungswünsche. Damit kann nun das seit zehn Jahren von der BI Breslauer Platz verfolgte Ziel einer tatsächlichen Fußgängerzone endlich Wirklichkeit werden.
Es bleibt nun also dabei, dass die Straße im Platzbereich geschlossen wird, zugleich aber eine Anlieferungsmöglichkeit bis 10 Uhr bestehen bleiben soll. Außerdem sollen Radfahrer im Schritttempo die dann aufgehobene Straße nutzen dürfen. Für die Gastronomen entsteht dadurch die Möglichkeit, auch auf dem Platz Kunden bedienen zu dürfen, was insbesondere die rührige Geschäftsleitung der mittlerweile bereits zweimal in der Lauterstraße vertretenen Gaststätte „Lula“ erfreuen und auch zu nutzen wissen dürfte. Denn von dort aus wird neben dem Blumenschmuck im eigenen Revier auch für Pflanzenschmuck im Hochbeet der vorgelagerten Straßenbäume gesorgt. Und die kundenfreundliche Bereitstellung von Liegestühlen zur kostenlosen Nutzung für einen gemütlichen Aufenthalt auch auf dem Platz lässt darauf hoffen, dass sich der Platz nun auch jenseits der Markttage beleben wird.
Geht man vom Breslauer Platz die Niedstraße entlang, kommt man direkt zum Friedrich-Wilhelm-Platz, wo seit Jahren eine andere BI sich darum kümmert, den verwahrlosten Zustand des einstigen Schmuckplatzes zu verbessern. Bald zwei Jahre sind schon wieder vergangen, seit der aus einem Wettbewerbsverfahren hervorgegangene Siegerentwurf zur Umgestaltung des Platzes in der Kirche Zum Guten Hirten vorgestellt wurde. Aber außer der Fällung zweier Bäume und der Abtragung der hässlichen Begrenzungsmauer zur Bundesallee ist nichts geschehen, was die BI-Aktivisten in ihrem Tatendrang hätte zufriedenstellen können. Im Gegenteil ist ihr zukunftsweisender Vorschlag zur Wasserversorgung der geplanten Platzbegrünung unter Zuhilfenahme des Regenwassers vom Dach der Kirche vom Bezirksamt wegen vorgeblicher Unzuständigkeit soeben abgelehnt worden.
Doch die findige BI fand auch in der Wasserfrage inzwischen eine Lösung. Sie konnte die Urbanis GmbH, die als Tochter der BVG den Kiosk am Platzrand unterhält, für die Installation eines gesonderten Wasseranschlusses an dessen rückwärtiger Seite gewinnen. Und der kommt gerade zur rechten Zeit. Denn das Hotel Klee an der Ecke Görresstraße, das bislang freimütig Zugang zum hauseigenen Wasseranschluss gewährt hatte und dadurch die Bewässerung der an den Platzecken von der BI gepflanzten Rosen sehr erleichtert hatte, ist zur Zeit aus den bekannten Corona-Gründen geschlossen. In einer Sonderaktion hat die BI daher am 19. Juni unter Zuführung von Wasser aus der Kiosk-Zapfstelle direkt an der Rückseite des frisch renovierten U-Bahn-Eingangs Görresstraße ein fünf Meter langes Beet aus zweireihig gesetzten Strauch-Margeriten, Lavendel und Eisenkraut angelegt. Den Besuchern des Platzes zur Freude, und den Aktivisten der Initiative Friedrich-Wilhelm-Platz zum Trost für die von der BVG verweigerte Begrünung des Daches vom U-Bahn-Eingang.
Nur zehn Minuten Bundesallee trennen den Friedrich-Wilhelm-Platz vom Bundesplatz. Und auch dort kümmert sich seit Jahren eine Bürgerinitiative um die Verbesserung der Aufenthaltsqualität. So ist ihr etwa die Installation eines kleinen Marktes am Platzeingang gelungen. Ihr anfänglicher Vor-schlag zur Schließung des dortigen Tunnels für den Verkehr, zugunsten einer Nutzung mit Aufenthaltsqualität und bei entsprechend geänderter Verkehrsführung um den Platz herum, liegt zwar zur Zeit auf Eis, doch gibt es bei ihrem Bemühen um die Erhöhung der Aufenthaltsqualität der Platzinsel auch Fortschritte.
So wurden die gemauerten Sichtblenden auf dem Platz inzwischen entfernt. In alljährlich wiederholten Aufräumaktionen wurde und wird der stets sich neu ansammelnde Unrat entfernt. Und in ebenfalls alljährlich wiederholten Pflanzaktionen wurde und wird auch der grüne Schmuck des Platzes herausgeputzt. Zu guter Letzt gelang sogar nach fünfjähriger Auseinandersetzung mit den staatlichen Stellen die Gehwegvorstreckung an der Mainzer Straße, so dass dort nun auch ein sicherer Übergang zum Platz zur Verfügung steht. So lässt sich am Ende feststellen, dass mit ausreichend eingesetztem Bürgerschweiß auch jene Orte wieder herstellbar sind, die von der Politik aus ihren eigenen Gründen der Vernachlässigung anheimgegeben wurden.