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Freizeit und Kultur im Nachbarschaftsheim

23.08.2011 / Orte und Plätze

Die Meisenbach Höfe in Schöneberg

Als die kleine Schwester der Hackeschen Höfe in Mitte oder auch der Goerzhöfe hier in Friedenau könnte man sie bezeichnen: Die Meisenbach Höfe in Schöneberg.
Fotos: Elfie Hartmann

In der verkehrsreichen Hauptstraße, Eingang Nummer 8 und - unabhängig voneinander - Eingang Nummer 9, nahe des Kleistparks übersieht man sie fast, wird jedoch reich belohnt, sowie man hinein schreitet: Da findet man sich urplötzlich in einer sehr stillen Oase wieder, die Privatmieter sowie unterschiedlichste Firmen und Dienstleister untergebracht hat.

Der Namensgeber Georg Meisenbach (geb.1841- gest.1912) gilt als der Erfinder der Autotypie und des Glasgravurrasters: Was ist denn eigentlich nun Rasterdruck genau?

Das ist die Zerlegung von Bildvorlagen in Punkte, unregelmäßiges Korn oder auch in regelmäßige Linien. Hierbei werden dem Auge Grauwerte vorgetäuscht, sodass der Betrachter ein Gesamtbild definitiv zu sehen glaubt (Andy Warhol z. B. machte sich sehr viel später u.a. (s)einen Namen mit der Grundidee dieser - dann allerdings in Bildform wiedergegebenen und genial umgesetzten - Technik im Siebdruck).

Auch in der Fernsehtechnik werden die Muster der Abtastlinien jeweils von oben nach unten abgetastet. So wird das Bild zerlegt und wieder zusammengesetzt.

Doch zurück zu Georg Meisenbach: In der Leipziger „Illustrierten Zeitung“ wurde bereits 1883 Meisenbachs erstes gerastertes Foto veröffentlicht. In München gründete er um 1876 eine sog. Chemigraphische Kunstanstalt, in der er, als gelernter Stahl- und Kupferstecher, das  Druckverfahren von Zinkplatten entwickelte, später Autotypie genannt.

Diese löste endlich den damals ausschließlich manuell hergestellten Holzstich ab, der bis dahin  für die Wiedergabe von Fotos und Illustrationen angewendet wurde.

Autotypie, auch Netzätzung genannt, ist die von ihm entwickelte chemische und fotografische Reproduktionstechnik zur Herstellung von Klischees als Druckform für den Buchdruck (durch die Verdrängung des Hochdrucks durch den Offsetdruck werden allerdings heute Autotypien nur noch sehr selten benutzt).
 
Meisenbachs Erfindung wurde 1882 mit dem deutschen Reichs-patent geschützt. Zusammen mit Josef Ritter von Schmädel gründete er in München 1883 die Autotypie-Company und 1892 entstand aus dem Zusammenschluss der Unternehmen Meisenbach & Co. in München und Heinrich Riffarth & Co in Berlin das neue Unternehmen Meisenbach Riffarth & Co.

Um 1900 war dieses Unternehmen mit Niederlassungen in Leipzig, Berlin und München zur europaweit bedeutendsten graphischen Kunstanstalt aufgestiegen.

Im Jahre 1891 zog sich Georg Meisenbach aus Krankheitsgründen aus seinem Geschäft zurück und wohnte bis zu seinem Lebensende 1912 in Bayern auf seinem Landsitz in Emmering bei Ebersberg.

Belegt ist es nicht: Anzunehmen ist aber hier mit ziemlicher Sicherheit, dass der Auslöser seiner lebensbedrohlichen Krankheit permanenter Umgang mit den diversen, seinerzeit noch lange nicht als gefährlich erkannten/eingestuften, Chemikalien war.

Alles hat seinen Preis.

Elfie Hartmann

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