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10.11.2019 / Orte und Plätze

Der kleine „Pavillon der Einheit“

Kulturelles Kleinod auf dem Potsdamer Platz
Foto: Elfie Hartmann

Nicht zum ersten Mal fiel mir der kleine freistehende Pavillon während meiner Fotostreifzüge auf. Farbenprächtig, jedoch augenscheinlich im Grunde übersehbar, ja, fast winzig und eigentlich de-platziert wirkt er zwischen der futuristisch anmutenden Architektur im gesamten Umfeld des Potsdamer Platzes. Stets beobachtete ich Kopfschütteln und ungläubiges Staunen der vorbei eilenden Touristen. Dabei blieb es jedoch auch meistens, vielleicht wurde noch ein Foto gemacht und das war´s dann.

Tauben bevölkern das sechseckige Dach und heben zeitweise urplötzlich in großen Schwärmen ab, um sogleich zurückzukehren, was der kleinen Pagode einen zusätzlichen Zauber verleiht. Eine kleine Treppe mit leicht überwindbarem, aber stets verschlossenen Türchen direkt vor der ersten Stufe, führt hinauf. Jedoch ist das Besteigen derselben sowie der Eintritt ebenfalls verboten. Im Obergeschoss finden bei dann geöffneten Fensterläden zeitweise Zusammenkünfte unterschiedlicher Art in windiger „Höhe“ statt. Als ich eines Tages einen Koreaner sehr sorgsam mithilfe seines kleinen Besens die Stufen aufwärts fegen sah, entschloss ich mich, ihn zu befragen. Er erklärte sich sofort und ausgesprochen freundlich bereit, mir nähere Informationen auszuhändigen. Ein Flyer erklärt die genaue Bewandtnis und den Grund von ausgerechnet diesem Standort des koreanischen „Pavillon der Einheit“:

Er wurde 2015 am historischen Ort, nämlich direkt auf dem ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer, errichtet. Und er soll den Wunsch der seit 1945 geteilten koreanischen Bevölkerung nach einer friedlichen Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel zum Ausdruck bringen. Dieser Miniatur-Pavillon wurde von Meistern der Hanok-Schule in Hwacheon, Korea, gebaut, welche in der Nähe der Demarkationslinie liegt. Er wurde dem Pavillon SangNyang Jeong des Changdeokgung-Palastes nachempfunden, der in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Das „Sang Nyang“ im Namen des Pavillons hat die Bedeutung „zu einem kühlen Ort aufsteigen“, da im Pavillon aufgrund seiner erhöhten Lage immer ein angenehmer Wind weht.

Der „Pavillon der Einheit“ ist sechseckig. Seine sechs Dachbalken verlaufen in einem 45-Grad-Winkel nach oben und treffen sich am Scheitelpunkt. Eine solche architektonische Form lässt sich gewöhnlich bei buddhistischen Pagoden finden, in denen Buddhas irdische Überreste verwahrt werden. Der innere und äußere Bereich ist mit farbenprächtigen Malereien versehen, welche  die Schönheit des Bauwerkes noch stärker hervorheben. Im Innenbereich treten an der Zimmerdecke die Dachsparren hervor, die mit Kranichen, Drachen und Fledermäusen verziert sind. Fabelwesen wie Kraniche oder Drachen galten im ostasiatischen Kulturraum als Glücksbringer. Der koreanische Schriftzug Tongiljeong („Pavillon der Einheit“) auf dem Schild ziert den Eingang des Pavillons.

Seit Anfang Juni bis einschließlich September 2019, mittwochs zwischen 12.30-13.00 Uhr hat jedermann/frau die Möglichkeit, einem halbstündigen Mittagskonzert (wetterabhängig) vor dem Pavillon beizuwohnen. Interessierte Musiker, die dort auftreten möchten, können sich gern melden unter:

Kulturabteilung der
Botschaft der Republik Korea
Leipziger Platz 3
(Neben dem DALI-Museum)
10117 Berlin
mail@kulturkorea.org

Elfie Hartmann

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