Der Blick zurück als Staunen
Friedenauer Stadtteilmuseum in der Friedrich-Bergius-Schule zeigt Gesamtschau zum 750. Geburtstag von Schöneberg.

Friedenau-Wappen an der Fassade des Schulturms

Lithografie Sportpark - Was für Zeiten. Im Ballon über der Radrennbahn

Postkarte "Der Sportpark Friedenau" aus der Sammlung des Friedenau-Museums
Die Abstellkammer hat Schätze
In einem ehemaligen Abstellraum wird der Besucher dann anschaulich ins historische Friedenau geleitet. Auf 1200 historischen Postkarten ist die Entwicklung des Ortsteils zu verfolgen. Dazu gehören Ansichten vom damaligen Birkenwäldchen neben der Schule und der „Promenade“ zum Wilmersdorfer See, der im Bauschutt des Wagner-Viertels unterging. Ein vergrößertes Foto zeigt das eingeschossige Landhaus in der Niedstraße Nr. 5, wo die Radiofrequenz GmbH der Brüder Loewe und Manfred von Ardenne ihren Ortsempfänger OE 533 entwickelten, der hier als Original in einem Schaukasten zu sehen ist.
Überhaupt wird dem Besucher beim Rundgang durch den Ausstellungsraum klar, dass Friedenau damals geradezu ein Hort von Gründern gewesen ist, von denen einige sogar den Eintritt in den Weltmarkt schafften. Das gilt vor allem für die optischen Werke C.P. Goerz, deren jugendstilige Fabrikgeschosse noch heute einen attraktiven architekturgeschichtlichen Glanzpunkt in der Rheinstraße setzen, wenngleich die ehemaligen Fertigungsräume nunmehr kleinteilig von den verschiedensten Nachmietern genutzt werden. Zahlreiche Erzeugnisse aus der vielfältigen Produktpalette sind in einem deckenhohen Glasschrank zu bestaunen.
Aber hier wird nicht nur auch an die anderen erfolgreichen Friedenauer Firmengründungen erinnert, wie etwa die Werke Bamberg, Askania oder die Bildgießerei Noack. Hier werden auch Einblicke in die Kulturgeschichte vermittelt. Das gelingt einerseits durch Exponate zur Geschichte der ortsüblichen Werbung, andererseits durch die Präsentation von seinerzeit riesigen Schelllackplatten der aufblühenden Unterhaltungsindustrie. Eine der hinter holzgerahmtem Glas aufbewahrten Verheißungen trägt den schönen Titel: „In Friedenau, da weiß ich eine kleine, süße Frau“. Und da erinnert sich der Besucher natürlich sofort an die Comedian Harmonists, deren Gründung bekanntlich in einer Friedenauer Mansardenwohnung stattfand. Nicht versäumen sollte der Besucher auch einen Gang zur neuen Turnhalle außerhalb des historischen Schulgebäudes. Denn dort hängen auf dem Flur großformatige Ansichten vom ehemaligen Sportgelände direkt neben der heutigen Schule, mit Radrennbahn und Tennisplätzen. Daneben hängen große Mannschaftsfotos von damaligen Vereinsnutzern. So etwa eines vom Männerturnverein Friedenau, dessen Mitglieder nicht nur in einer Tracht, sondern auch in händeverschränkender Eintracht ihre Bärte vorzeigen. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Ausstellung! Wer sie besuchen möchte, muss allerdings erst zum Telefonhörer greifen und einen Termin vereinbaren, sofern er nicht bis zum nächsten Tag des offenen Denkmals warten möchte. Denn dieses erstaunliche Museum befindet sich, wohl deutschlandweit als einziges, in einer Schule! Telefon: 90277 - 7910 Ottmar Fischer Das Schul- und Stadtteilmuseum Friedenau wird unterstützt von der psd-Bank Berlin-Brandenburg