Das Autorenforum Berlin e. V. - ein moderner Klassiker
Im kleinen Salon der Schwartzschen Villa, einem wunderschönen Domizil mit exzellenter Nahverkehrsanbindung am Rathaus Steglitz, trifft sich das Autorenforum nach wechselnden Veranstaltungsorten zum Lesen, Zuhören und Diskutieren seit 1991 jeden Montag um 20.00 Uhr. Hier befinden wir uns nicht auf der „Chaussee der Enthusiasten“. Hier gibt sich das Publikum keineswegs passivem Amüsement oder rasanten Textfetzern hin. Nein, es denkt mit, es fühlt mit - wenn der Text gut war -, es kommentiert und will es genau wissen. Henry Kersting, der 1. Vorsitzende des Vereins, nennt die konstruktive Kritik „unser Markenzeichen, das Klarheit schafft.“ „Wie hat der Text auf Sie gewirkt und warum hat er so auf Sie gewirkt?“, fragt er die Zuhörer engagiert, nachdem ein unveröffentlichter Text vorgetragen wurde. Vor Beginn ihrer Lesung können Autorin oder Autor formulieren, was sie erwarten und vom Publikum erfahren wollen. „Streng zum Text, aber sanft zum Verfasser“ lautet das entscheidende Credo im Autorenforum. Mit Kerstings Worten: „Klarheit schafft Erleichterung. Der Autor hat die Pflicht, sich von Illusionen zu lösen, wenn er will, dass sein Text ankommt. Und diesen Wunsch sollte er haben, wenn er sich dem Publikum stellt. Er oder sie bekommt die Chance, seine Arbeit zu überdenken und zu verändern, um nicht in einer Sackgasse stecken zu bleiben. Da hilft kein WischiWaschi und auch kein Eia-Popeia, da sind ganz klare Worte nötig. Natürlich wollen wir Kränkungen vermeiden, deshalb werden die Rückmeldungen als Ich-Aussagen formuliert. Der Autor gewinnt in diesem Austausch Distanz zu seinem Text und kann ihn – nicht sich – in Frage stellen. Am Überarbeiten führt kein Weg vorbei und die allerschwerste Arbeit kann sein, sich von geliebten Sätzen zu trennen. Aber der Text ist eine profane Sache und kein heiliger Gral, der nicht berührt werden darf!“
Neben dem großen Glück, dass der Bezirk Steglitz-Zehlendorf dem Verein den kleinen Salon und damit ein wunderschönes Ambiente mietfrei zu Verfügung stellte, sieht Kersting das Geheimnis des Erfolges und der langjährigen Existenz des Autorenforums in der unterschiedlichen Gestaltung der Abende. „Der Kreis der Moderatoren setzt sich aus den eingetragenen Vereinsmitgliedern zusammen. Lust und Last verteilen sich auf viele Schultern und das gibt uns Sicherheit und Flexibilität. Kein Abend ist wie der andere, nur der Ablauf ist klar strukturiert. Wer seinen Prosa- oder Lyriktext vorstellen möchte, meldet sich eine halbe Stunde vor der Veranstaltung beim Moderator des Abends an. Nach jeder Lesung gibt es eine Pause. Und die ist besonders wichtig, denn die Menschen wollen sich über das Gehörte austauschen. Das Autorenforum ist ein Ort lebendiger Kommunikation zwischen Literaturschaffenden und Literaturliebhabern, Jungen und Junggebliebenen, und alle lernen, alle profitieren voneinander. Für mich ist das „Bildung“ im besten Sinne des Wortes, die zum Denken und Fühlen anregt und sogar Vergnügen bereiten kann. Die Moderatoren sind zugleich Gastgeber und ihre Belohnung ist ein gelungener Abend, an dem sich die Gäste wohlfühlen. Wir wollen insbesondere unerfahrenen Autoren einen ersten Schritt in die Öffentlichkeit anbieten und unbekannte Talente und Dichter aus ihren Dachkammern herauslocken.“
Das Autorenforum Berlin initiierte nicht nur die erste Berliner Lesebühne, es schreibt auch Wettbewerbe aus und organisiert Workshops. Der letzte Literaturwettbewerb, zu dem Kurzgeschichten zum Thema „Zwei“ eingereicht werden konnten, fand einen derart regen Zulauf aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, dass die vierköpfige Jury mit dem Lesen der 1250 Einsendungen intensiv beschäftigt war. Die Siegerehrung mit der Übergabe der Preisgelder, die aus Spenden bestritten werden, findet am Freitag, den 9. März 2012 um 20.00 Uhr im Großen Salon der Schwartzschen Villa statt. Sie verspricht eine Veranstaltung der Extraklasse zu werden. Im Rahmen der Preisverleihung präsentieren die Gewinner ihre brandneuen Texte, und die druckfrische Anthologie wird vorgestellt. Die musikalische Begleitung an der Gitarre liegt in den Händen von Georg Kempa. Der Eintritt kostet 7.- / 5.- Euro.
Fühlen Sie sich herzlich eingeladen, das Autorenforum Berlin bei dieser besonderen Gelegenheit kennenzulernen. Es könnte Ihnen als zukünftige Fans der Lesebühne allerdings passieren, dass Sie fortan schlechte Literatur nicht mehr gut vertragen werden. Lassen Sie es darauf ankommen! Das Autorenforum Berlin freut sich auf vertraute und neue Gäste und heißt sie alle herzlich willkommen.
Sibylle Schuchardt