Corona Restaurant
Statt im Restaurant anzurufen, um einen Tisch zu bestellen, wird telefoniert, um das Essen zu bestellen beim Liefer-Service an der Ecke oder beim Lieblingsrestaurant.
Statt sich umzuziehen und aufzuschmücken, wird der Esstisch hergerichtet. Die Papierservietten werden zu netten Krönchen gedreht, die guten Weingläser kommen auf den Tisch und eine Kerze wird dekorativ angezündet. Der Hausherr holt eine Flasche Wein aus den Vorräten. Eine CD mit Hintergrundmusik wir eingeschaltet.
Wenn der Bote an der Tür klingelt, ist es, als wenn die Restaurantküche klingelt, nur muss man jetzt nicht überlegen, ob es die eigenen Speisen sind, oder ob andere Gäste noch vorher bedient werden.
Zuerst gibt es natürlich den Salat. Etwas schwierig zu essen, wie immer, weil die Restaurantküche die Blätter nicht zerkleinert und der Gast selbst die großen Teile in der kleinen Schüssel zerschneiden muss. Wenigstens verteilt sich dabei das Dressing gleichmäßig.
Nach der Hälfte des Salates blickt man auf und sucht den imaginären Kellner, der den Hauptgang servieren kann.
Ok, die Styroporboxen sehen nicht ganz so perfekt aus wie die Restaurant-Teller. Aber die Gerichte darin sind noch heiß, sehen gut aus und duften aromatisch. Man nimmt sich die Zeit, die Mahlzeit zu genießen. Alle am Tisch dürfen gegenseitig kosten. Das Schnitzel knusprig gebraten, das Hühnerfilet ist weich und saftig, die Soße schmeckt nach Curry und Ananas und die Pommes frites sind perfekt goldbraun. Danach lehnt man sich zufrieden zurück. Ja, das Essen in diesem Haus ist immer wieder gut.
Am Ende steht die übliche Frage im Raum, möchten Sie noch ein Getränk aufs Haus?
Man antwortet erfreut: Ja gerne.
Also kommt statt des üblichen Amaretto der Kirschlikör von Weihnachten und anstelle des Sambuccas der Obstler aus dem letzten Urlaub. Und das ist auch ein vollkommener Abschluss.
Es ist eben etwas Besonderes, so ein improvisiertes Corona-Essen. Man muss nur ein bisschen Phantasie und Vorstellungskraft entwickeln, dann kann es zu einem Event werden.