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30.11.2011 / Projekte und Initiativen

Bloß eine Sachbeschädigung?

Mittwochmittag, am 23. November musste ein Mitglied der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße entdecken, dass die Stolperstein-Info-Tafel zerstört worden ist.
Zerstörte Gedenktafel in der Stierstraße. Foto: Thomas Protz

Die Tafel informierte mit Dokumenten und Fotos über die deportierten und ermordeten Juden, die in der Stierstraße wohnten sowie über die Arbeit der Initiativgruppe. Erst am 21. Oktober wurden mit großer Anteilnahme von Nachbarn und Freunden 12 weitere Stolpersteine in der Stierstraße der Öffentlichkeit übergeben. Auch Großnichten und Enkel der ermordeten Menschen, derer gedacht wurde, waren aus Israel angereist und wohnten der Zeremonie bei. Es liegen nun 54 Stolpersteine in der Stierstraße, die übrigens fast immer blankgeputzt sind. Die Informationstafel wurde von vielen Passanten beachtet, die Dokumente oft aufmerksam gelesen und diskutiert. Die Polizeibeamten nahmen vor Ort die Anzeige auf und deklarierten die Zerstörung als Sachbeschädigung. Darum handelt es sich in der Tat, wahrscheinlich handelt es sich sogar um eine gemeinschädliche Sachbeschädigung im Sinne des <link http: dejure.org gesetze stgb external-link-new-window externen link in einem neuen>§ 304 StGB; und sie ist zweifellos ein Statement. Es ist kein Zufall, dass die Tafel, die an die jüdischen Bewohner der Straße erinnert, der Zerstörung zum Opfer fiel - und nicht die in der Nähe stehenden Hinweiskästen der Philippusgemeinde und der Senioren-Freizeitstätte. Vielmehr handelt es sich hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um eine rechtsextremistische Handlung. Hierauf muss deutlich hingewiesen werden - gerade nach den jüngsten Erfahrungen, die wir in diesen Tagen machen mussten, als offenbar wurde, dass in Deutschland jahrelang Morde an Ausländern begangen wurden, ohne dass Polizei oder Verfassungsschutz Zusammenhänge zwischen den Morden bzw. deren rechtsradikaler Gesinnung erkannten. In der Stierstraße ist nur eine Info-Tafel zerstört worden, die an die Opfer des Faschismus erinnert, aber uns sollte klar sein, dass diese Tat über eine Sachbeschädigung hinausgeht.

Petra Fritsche, Initiativgruppe

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