Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

27.11.2012 / Gewerbe im Kiez

„Bier is ooch Stulle“ – Eine kurze Erinnerung an die ehemalige „Schloßbrauerei Schöneberg“.

Büroarbeit „für geistig Arbeitende“ im Jahr 1912: Kein Großraumbüro, keine lärmenden Kollegen, kein Stress, kein Burnout – kurzum: Keine entfremdete Arbeit! Stattdessen Rauch und „Kronenbier“ von der Schöneberger Schloßbrauerei! Soweit die Reklamezeichnung im „Schöneberger Tageblatt“ aus dem Jahr 1912.

Um diese Zeit war die Schlossbrauerei der größte Steuerzahler Schönebergs und produzierte 1912 stolze 251.000 Hektoliter Bier. Das Bier war so berühmt, dass ihm sogar therapeutische Fähigkeiten nachgesagt wurden. Auf einem Werbeplakat der Brauerei heißt es: „Das Kronenbräu der Schloßbrauerei Schön-berg ist das beste Anregungsmittel für Gesunde, das vorzüglichste Stärkungsmittel für Genesende und Kranke. Wegen dieser Vorzüge wird Kronenbräu von vielen ärztlichen Autoritäten empfohlen und ist das Hausgetränk zahlreicher Sanatorien und Krankenhäuser.“ Damals galt, dass „sämiger, sehr nahrhafter Gerstenschleim als Frühstück, Bier vor, während und nach den Mahlzeiten und täglich Bettruhe bis zum Mittagessen“ Hauptbestandteile einer Kur waren (Eberhard Schönknecht: Vom Dorfkrug zum Prälaten. BA Schöneberg 1987, Seite 46). So gesehen war die Büroarbeit von 1912 eine gelungene Mischung aus Arbeit und Kur. Kein Wunder, dass unser Büroarbeiter einen zufriedenen und entspannten Eindruck macht. Verbirgt sich hier die Vision der modernen Büroarbeit der nächsten Generationen?

Übrigens: Ältere Schöneberger erinnern sich vielleicht noch an die zwischen Haupt- und Ebersstrasse gelegenen Brauereigebäude (mitsamt dem in der Hauptstraße gelegenen „Prälaten“ – heute Lidl), die 1975 abgerissen wurden und an deren Stelle die GSW die heutigen 500 Wohneinheiten am Sachsendamm („Schöneberger Terrassen“) im sozialen Wohnungsbau errichtete.

Hartmut Ulrich

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