BERTHA STIRB ENDLICH!
Aber sie ließ nicht locker, es gelang ihr, zwei Karten zu bekommen und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihr das Theaterstück anzusehen. Als ich den Titel hörte, kamen mir Zweifel, Sterben war und ist nicht gerade mein aktuelles Thema. Aber – etwas anderes hatte ich nicht vor – Bundesliga war beendet, und Partnerschaftliches zu unternehmen tut gut.
Das Besondere an diesem Stück ist, dass es Eva Bittner, Leiterin des Theaters der Erfahrungen, und Stefan Schütz, Leiter des Hospizes Schöneberg-Steglitz, aus einer gemeinsamen Idee heraus gelang, die Theatergruppe Spätzünder mit MiterbeiterInnen aus dem Hospiz, beides Einrichtungen des Nachbarschaftsheim Schöneberg, tatsächlich zusammen auf die Bühne zu bringen. Ein Theaterworkshop mit HospizmitarbeiterInnen sowie der Theatergruppe wurde veranstaltet, alle hatten Spass, lachten viel miteinander. So fiel der Entschluss, es zu wagen, obwohl die Hospizmitarbeiter wenig Bühenerfahrung mitbrachten. Und wie würden die Theaterleute das Thema Sterben aufnehmen?
Die Geschichte, die gemeinsam erarbeitet wurde, ist relativ schnell erzählt: was passiert, wenn ein kranker Vampir von seinem Clan ins Hospiz geschickt wird?
Alle haben toll gespielt. Das Hospizpersonal alterte mit Vampir Bertha, die sich 30 Jahre zum Sterben Zeit ließ, wo sonst in ein paar Wochen und Monaten gestorben wird. Ein Kompliment allen Mitwirkenden. Lachen oder Sterben war hier die Frage, oder geht etwa beides? Ja, es ging beides!
Als ich am Sonntag, wie oft die Todesanzeigen überflog, die Jahrgänge der Verstorbenen las, dachte ich und sagte zu mir leise: Junge, noch mal Glück gehabt.
Ernst Karbe