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29.04.2014 / Orte und Plätze

Auf dem Gasometer-Gelände wächst „Die intelligente Stadt“

Seitdem Günther Jauch seine sonntägliche Polit-Talkshow aus dem Kuppelbau im Gasometer sendet, ist unser Schöneberger Industriedenkmal mittlerweile bundesweit bekannt. Aber was hat sich in den letzten Jahren eigentlich auf dem Gelände drum herum getan?
Foto: Thomas Protz

Auf dem ca. 55.000 qm großen EUREF (Europäisches Energie Forum)-Campus sind mittlerweile 1.300 Arbeitsplätze entstanden, in der weiteren, bis 2018 geplanten Entwicklung sollen bei einem Investitionsvolumen von rund 600 Millionen Euro bis zu 5.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Gesamtbild erwächst hier ein klimaneutrales Stadtquartier, eine kleine „Modellstadt“. Ein ehrgeiziges Projekt, das sich der Zielsetzung, dem CO2-neutralen  Arbeiten und Wohnen, hauptsächlich durch die Steuerung und Vernetzung verschiedener Quellen sowohl bei der Energiegewinnung, als auch beim Energieverbrauch nähert.

Stichwort Micro Smart Grid – ein intelligentes Stromnetz, das verschiedene Stromerzeuger kombiniert. Einfach gesagt, weht der Wind nicht, scheint aber doch vielleicht die Sonne, und wenn die auch nicht scheint gibt’s noch heißes Wasser aus der Erde (das ist jetzt aber wirklich sehr vereinfacht!).   

Nicht nur wissenschaftliche Einrichtungen, wie die Technische Universität (TU) mit drei Masterstudiengängen, das Climate Innovation Center (Klimaprojekt der Europäischen Union), InnoZ (Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel) und weitere Forschungseinrichtungen haben auf dem EUREF-Gelände bereits ihren Sitz, auch führende Unternehmen wie BEGA.tec (Tochterunternehmen der GASAG), DB Mobility, Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg, Schneider Electric (Energiemanagement) – um nur einige zu nennen – haben sich an-gesiedelt.

Wissenschaftler und Unternehmer eint die Arbeit an den Hauptthemen unserer Zeit: Lokal erzeugte, regenerative Energie, Nachhaltigkeit, Bauökologie und Mobilität. Angestrebt wird die übergreifende Zusammenarbeit von Forschung und Praxis um gemeinsam ökologische und ökonomische Lösungen für die Realisierung der Vision einer  „Intelligenten Stadt“ zu finden.    

Einen wesentlichen Bestandteil dieses Masterplans bilden klimaneutrale Neubauten (sogenannte Green Buildings, die u.a. den Energieverbrauch steuern). Ein erster, nach den entsprechenden Vorgaben zertifizierter  Gebäudekomplex wurde Ende 2012 auf dem Gelände fertiggestellt. Die Altbauten sollen energetisch umgebaut werden, die Sanierung des denkmalgeschützten Messelbaus (benannt nach dem Architekten Alfred Messel) wurde bereits abgeschlossen. Der jetzt als Bürogebäude genutzte Backsteinbau, erweitert durch einen Neubau, bezieht seine Energie von dem ebenfalls auf dem EUREF-Gelände entstandenen, von der GASAG mit Biogas belieferten Blockheizkraftwerk. Nach der Beendigung der Sanierung 2011 konnte der Messelbau sich als das erste CO2-neutrale Bürogebäude in Berlin präsentieren. Das Blockheizkraftwerk versorgt übrigens ebenso den Kuppelbau im Gasometer mit Strom und Wärme. Günther Jauch „talkt“ also auch CO2-neutral.

Mehrere Kleinwind- und Solaranlagen erzeugen auf dem EUREF-Gelände bereits seit 2011 Strom. Um einen weiteren klimaneutralen Energielieferanten kümmert sich die GASAG, mit ihrem geplanten Geothermie-Projekt (Erdwärmenutzung). Dabei wird – je nach Tiefe der Bohrung – bis zu 130 Grad heißes Wasser gefördert und für die Energiegewinnung genutzt. Ein Energiespeicher der besonderen Art ist ebenfalls in Planung: In einer zu einem Wasserspeicher umzufunktionierenden ehemaligen Teergrube soll bei Stromproduktionsspitzen die Energie in Form von Wärme gespeichert werden (das heißt, wenn auf dem Gelände mehr Strom produziert als verbraucht wird, geht die überschüssige Energie nicht verloren).

Zum Thema energiesparende Mobilität gibt es ebenfalls ein Forschungsprojekt, das „Schaufenster Elektromobilität“. Dazu passt die größte Elektrotankstelle Deutschlands mit 30 Ladesäulen, an denen man ausschließlich „grünen“, zum Teil lokal produzierten, Strom zapft, seit 2012 ist sie auf dem Gelände in Betrieb. Dort „tanken“ unter anderem auch die e-Flinkster (Elektroautos im Carsharing-Programm der DB).

Auf dem Weg zur „Stadt der Zukunft“ sind auf dem EUREF-Gelände weitere neue Gebäudekomplexe geplant, über ein Dutzend sollen es werden, sowohl für Büro- als auch Wohnnutzung gedacht, ein Hotel ist auch dabei, ebenso unterirdische Stellplätze und Grünanlagen. Neben dieser stetig wachsenden Entwicklung hat sich das EUREF-Gelände,  insbesondere der Kuppelbau im Gasometer, als Veranstaltungsort für Kongresse und Tagungen mittlerweile international einen Namen gemacht.

Sie können das EUREF-Gelände aber auch einfach mal nur zum Genießen besuchen, dazu bieten sich (zurzeit nur tagsüber) an: Das italienische Restaurant mit rustikalem Ambiente „Schmiede bei Pino“ und das „Café & Restaurant im Wasserturm“, im denkmalgeschützten, sanierten Wasserturm direkt neben dem Gasometer.

Weitere Infos zum EUREF-Gelände unter <link http: www.eurefcampus.de external-link-new-window externen link in einem neuen>www.eurefcampus.de

Rita Maikowski

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