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Freizeit und Kultur im Nachbarschaftsheim

10.07.2016 / Projekte und Initiativen

10 Jahre Berlin-Mersin e.V.

Wer dieser Tage die Nachrichten studiert, muss feststellen, dass es um die deutsch-türkischen Beziehungen nicht allzu gut bestellt ist.
Delegation aus Mersin 2013 zu Gast im Nachbarschaftsheim Schöneberg. Foto: Thomas Protz

Antiislamische Bewegungen in Deutschland haben großen Zulauf, die Flüchtlingsfrage und der EU-Beitritt sind Dauerstreitthema, Jan Böhmermanns Satire-Gedicht sorgt für diplomatische und juristische Verwicklungen auf höchster politischer Ebene. Zuletzt gab es nach der Armenien-Resolution des Bundestags Drohungen gegen türkischstämmige Politiker. Man sollte meinen, dass die Stimmung zwischen beiden Ländern kaum noch schlechter werden könnte. Um so wichtiger ist es daher, dass es engagierte Bürger aus beiden Ländern gibt, die sich darum bemühen, Vorurteile abzubauen, Begegnungen zu fördern und die Verständigung zu stärken.

Der Freundschaftsverein Berlin-Mersin e.V., 2006 in Pankow gegründet und seit einigen Jahren in Schöneberg beheimatet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich zusammen mit seinem türkischen Partnerverein Mersin-Berlin, für genau diese Ziele einzusetzen.

Der bisherige Höhepunkt dieser Zusammenarbeit ist sicherlich die Verwirklichung der offiziellen Städtepartnerschaft zwischen Berlin und der südtürkischen Hafenstadt Mersin. (Genau gesagt: zwischen Berlin Tempelhof-Schöneberg und dem Bezirk Mezitli-Mersin am 6.9.2012.) Aber auch viele andere Projekte und Aktivitäten haben in den letzten zehn Jahren dazu beizutragen, die Menschen aus beiden Regionen einander näher zu bringen.

Allerdings machten sich die politischen Spannungen zuletzt auch bei der Umsetzung aktueller Projekte bemerkbar: so musste das geplante Fußballspiel einer Berliner Jugendmannschaft in Mersin abgesagt werden, weil die Eltern der Spieler angesichts der prekären Sicherheitslage in der Türkei zu große Bedenken hatten. Andere Projekte wurden in der Vergangenheit jedoch mit großem Erfolg durchgeführt. So wurde z.B. auf Wunsch von Mersiner Frauengruppen die Einrichtung eines Zufluchtsorts für gefährdete Frauen unterstützt, ein Schulprojekt für in Mersin lebende syrische Flüchtlingskinder wurde ins Leben gerufen, es wurden Gespräche zum Aufbau zivilgesellschaftlicher demokratischer Strukturen mit ranghohen örtlichen Politikern geführt. Es fand ein Schüleraustausch mit der Carl-Zeiss-Oberschule statt, und viele weitere Projekte zur Vertiefung der deutsch-türkischen Freundschaft zwischen Berlin und Mersin wurden von den beiden Schwestervereinen realisiert. Eines der ersten war der Austausch von Schülern von Musikschulen aus Berlin und Mersin. Einer der damaligen Teilnehmer aus Berlin war Murat Akgül, der nunmehr als erwachsener Musiker das Fest zum 10-jährigen Jubiläum des Vereins mit Gitarre und Gesang stimmungsvoll begleitete.

Natürlich stand der Jubiläumsabend im Café des Nachbarschaftsheims Schöneberg vor allem im Zeichen der Vereinsgeschichte, die detailliert und humorvoll vorgetragen wurde. Es gab Redebeiträge zur Öffentlichkeitsarbeit des Vereins und zum Schwerpunktthema Frauenrechte. Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) würdigte in ihrem Grußwort die Arbeit des Vereins und per Videobotschaft grüßte auch der Vorsitzende des Geschwistervereins aus Mersin.

In der abschließenden Rede des 1. Vorsitzenden Rudi Blom wurde auch ein Blick in die Zukunft der Vereinsarbeit geworfen: Es komme vor allem darauf an, weiterhin die demokratischen und zivilgesellschaftlichen Strukturen in Mersin zu stärken, um auch weiterhin eine sinnvolle Zusammenarbeit der beiden Städte gewährleisten zu können. Im persönlichen Gespräch zeigte Herr Blom sich zwar auch besorgt angesichts der aktuellen politischen Lage, war aber trotzdem hoffnungsvoll, anstehende Projekte, wie etwa eine Kooperation mit der Komischen Oper Berlin oder das im vergangenen Jahr angelaufene EU-Projekt „Merlin“ (Mer für Mersin – lin für Berlin), in dem es unter anderem um Austausch im Bereich Naturschutz, Stadtplanung und Demokratieentwicklung geht, erfolgreich fortzusetzen. Auch hinsichtlich des ausgefallenen Fußballspiels ist Herr Blom zuversichtlich, es bald nachholen zu können – immer vorausgesetzt, das sich die politische Lage wieder entspannt und nicht weiter zuspitzt. Der Freundschaftsverein Berlin-Mersin wird auf jeden Fall versuchen, das Seinige dazu beizutragen.

Freundschaftsverein Berlin-Mersin e.V.
Rudi Blom
Krumme Str. 85, 10585 Berlin
Tel.: +49 (0) 177 80 73 083
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Oliver Kohring

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